Wien - "Die Digitalisierung und elektronische Vernetzung der Wirtschaft geht trotz des Absturzes der IT-Firmen an den Börsen ungebrochen weiter." Reinhold Mitterlehner, stellvertretender Wirtschaftskammer-Generalsekretär, rät Unternehmen, nicht nur in Hard- und Software, sondern vor allem in die Ausbildung der Mitarbeiter zu investieren. Die Akzeptanz der neuen Technologien sei in Österreich relativ hoch. Rund 50 Prozent der Österreicher über 14 Jahre hätten Zugang zum Internet, zwei Drittel aller Unternehmen seien vernetzt. So könnten 1,2 der 3,2 Millionen unselbstständig Beschäftigten das World Wide Web auch am Arbeitsplatz nützen. "Das zeigt, dass die Basisinfrastruktur in den Betrieben besteht", sagt Mitterlehner. Bei den durchschnittlichen IT-Ausgaben liege Österreich aber weit abgeschlagen. IT-kompetente Mitarbeiter seien nicht nur bei Telekom- und Softwarefirmen knapp, zunehmend seien auch IT-Anwender in allen anderen Branchen betroffen. Auch wenn es an den Börsen weniger Geld für die so genannten Dotcoms gebe, würden die IT-Budgets der Unternehmen nicht kleiner. In den nächsten Jahren werde es erhebliche Investitionen in die Integration von E-Business in Unternehmen, die Teilnahme an elektronischen Marktplätzen, den Aufbau von Mobilfunknetzen der neuen Generation und in E-Learning-Angebote geben. "Wer nicht digital vernetzt ist, tut sich schwer, am Markt dabei zu sein. Das haben die Unternehmen mittlerweile erkannt", sagt Mitterlehner. Die digitale Geschäftsabwicklung habe für die Unternehmen vielfältige Konsequenzen. Zum einen ließen sich Kommunikations- und Suchkosten erheblich reduzieren. Zum anderen könnte auch die Informationsbasis für unternehmerische Entscheidungen und die Reaktionsgeschwindigkeit verbessert werden. In vielen Branchen wie etwa dem Tourismus sei die Qualität der Leistung heute ohne elektronische Abwicklung nicht mehr vorstellbar, sagt der Wirtschaftskammer-Generalsekretär. EU-Richtlinien Rahmenbedingungen für die neuen Technologien müssten auf Gesamt-EU-Ebene ausgearbeitet werden. Erste Ansätze dazu gebe es derzeit mit den Richtlinien zu E-Commerce und Urheberrecht. In Österreich bestünden vor allem bei der Rechtssicherheit im elektronischen Geschäftsverkehr sowie bezüglich eines Rahmengesetzes für die Verwertung öffentlicher Informationen noch Defizite, oder die entsprechenden EU-Richtlinien seien noch nicht umgesetzt, kritisiert Mitterlehner. (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 21. 8. 2001)