Wien/London/Gröbming - Jetzt ist Niki Lauda (52) auch das, wofür man ihn zuletzt fälschlicherweise immer wieder gehalten hat: Teamchef beim britischen Formel 1-Team Jaguar. Der dreimalige Formel 1-Weltmeister, seit Februar bereits Geschäftsführer der gesamten Motorsport-Abteilung der Premier Automitive Group (Ford), ersetzt ab sofort den glücklosen US-Amerikaner Bobby Rahal als Jaguar-Teamchef und wird damit direkt an der Formel 1-Front tätig. Rahal (48) kehrt in die USA zurück, arbeitet dort aber weiter mit Ford zusammen. "Freundschaftliche Trennung" Im offiziellen Jaguar-Statement wurde die Entscheidung zwar als freundschaftliche Trennung im Interesse von Jaguar bezeichnet, es liegt aber auf der Hand, dass man dort reagieren musste. Unter Rahal hat Jaguar heuer in 13 von 17 Rennen nur fünf WM-Punkte geholt, zudem hatte sich der Amerikaner, der in seiner aktiven Karriere einer der erfolgreichsten Piloten in der Indy-Car-Serie war, zumindest zwei schwere Schnitzer geleistet. Er hat die missglückte Abwerbung von McLaren- Chefdesigner Adrian Newey mit zu verantworten und hatte sich erst unlängst wieder ins Fettnäpfchen gesetzt, als er "im Scherz" angeboten hatte, seinen Piloten Eddie Irvine als Ersatz für Heinz-Harald Frentzen bei Jordan unter zu bringen. Auffassungs-Unterschiede Spätestens das soll Rahal, der angeblich auch mit Laudas Entscheidung, im kommenden Jahr das Arrows-Formel-1-Team mit Ford-Motoren auszurüsten, nicht einverstanden war, nach nur neun Monaten bei Jaguar den Job gekostet haben. Lauda ist seit Februar Chef der Motorsport- Abteilung (Premier Performance Division) der Ford-Gruppe PAG (Premier Automotive Group), die mit Jaguar in der Formel 1 engagiert ist. Lauda war damit auch Vorgesetzter von Rahal und nach immer häufiger kolportierten Auffassungs-Unterschieden angeblich einer der Hauptbetreiber von Rahals Entlassung. Donnerstag-Abend wurde in einer Sitzung mit PAG-Chef Wolfgang Reitzle in London jedenfalls die Ablöse Rahals fixiert. Volle Konzentration auf das Team In einem Statement Freitag-Früh bedankte sich Lauda aber bei Rahal für dessen Engagement und versicherte, sein Fokus läge nun "zu hundert Prozent" auf dem Jaguar Formel 1-Projekt. Bis Ende des Jahres wird er jedoch Motorsport-Chef bleiben. Zu sprechen war der dreimalige Weltmeister laut Manager Sid Vidhu wegen pausenloser Meetings am Freitag nicht. Lauda soll aber am Samstag wie geplant zusammen mit Reitzle bei der Ennstal-Classic in Gröbming am Start sein. Sieg werden für 2003 erwartet Nach seinen Erfolgen als Formel 1-Pilot (Weltmeister 1975 und 1977 mit Ferrari, 1984 mit McLaren-Porsche) und Gründer der Lauda-Air ist Lauda damit als Chef von Jaguar Racing nun voll und direkt verantwortlich für die Entwicklung des Formel-1-Rennstalls, der bis 1999 als Stewart-Team figurierte und seit der Ford-Übernahme in den grünen Jaguar-Farben startet. Im vergangenen Februar hatte Reitzle den 52-jährigen Österreicher mit der Aufgabe inthronisiert, die kompletten Motorsport-Aktivitäten der PAG zu leiten. Lauda hat sich vorgenommen, spätestens 2003 Rennen zu gewinnen. Berger spricht von "richtiger Entscheidung" BMW-Sportdirektor Gerhard Berger bezeichnete Laudas Amtsübernahme als "die absolut richtige Entscheidung. Ich habe dem Niki schon bei seinem Antritt prophezeit, dass es so kommen wird. Rahal kommt aus der US-Szene, dort herrscht ein ganz anderer Spirit. Er war nicht der richtige Mann. So gesehen war es nur eine Frage der Zeit." (APA)