Den Haag - Mehr als ein Jahr nach der verheerenden Explosion von Enschede, bei der 22 Menschen ums Leben kamen, haben Anwälte eine Zivilklage gegen die Behörden eingereicht. Ziel des Verfahrens soll es sein, die Gemeinde Enschede und die Regierung in Den Haag für die Katastrophe in einer Fabrik für Feuerwerkskörper verantwortlich zu machen. Das erklärte ein Vertreter der auf Schadenersatzklagen spezialisierten Anwälte. Eine Sprecherin des Gerichts bestätigte den Eingang der Klage. Das Zivilverfahren werde ausschließlich auf schriftlichem Weg abgewickelt. Wann eine Entscheidung des zuständigen Richters zu erwarten sei, könne noch nicht gesagt werden. Weg für individuelle Schadenersatzforderungen ebnen Mit der Zivilklage wollen die Anwälte im Auftrag von drei Betroffenen eine Verantwortung der öffentlichen Hand für die schwere Explosion vom 13. Mai 2000 feststellen lassen. Dies könne den Weg für individuelle Schadenersatzforderungen ebnen. Die Kläger rechnen mit einer Entscheidung Anfang des nächsten Jahres. Kritik an Behörden In amtlichen Untersuchungen der Katastrophe waren neben den Direktoren der explodierten Fabrik die Behörden von Enschede und staatliche Dienststellen kritisiert worden. Ihnen wurde Laxheit bei der Vergabe der Betriebsgenehmigungen und unzureichender Schutz der Bevölkerung auch nach früher festgestellten Versäumnissen angelastet. Darauf berufen sich jetzt die Kläger. Eine strafrechtliche Verfolgung der Behörden ist nach Angaben aus Enschede und Den Haag ausgeschlossen. Der Strafrechts-Prozess gegen die beiden Fabrikdirektoren soll am 6. September vor einem Gericht in Almelo beginnen. Ruud Bakker und Wim Pater sind vor allem wegen fahrlässiger Tötung und fahrlässiger Brandstiftung mit Todesfolge angeklagt. (APA/dpa)