Expedition von der Quelle bis zur Mündung untersucht Giftbelastung und Flussökologie Wien - Reagenzgläser, blitzende Apparate, ein Untersuchungstisch - der Bauch des Schiffes "Argus" birgt kühle Wissenschaft: köstliche Aircondition, während draußen, über dem Donaustrom, die Hitze lastet. "In der Mitte des Flusses nehmen wir Wasser-, drei Meter von den Ufern entfernt Sedimentproben", erläutert Expeditionsleiter Peter Litherathy den Arbeitsauftrag der Internationalen Kommission zum Schutz der Donau (IKSD) am Montag in Wien. Alle dreißig Kilometer, so Litherathy, hielt das schwimmende Labor samt Begleitschiff "Szecheny" an, um Samples zu ziehen. Alle drei Tage transportiere man diese in ein Laboratorium auf dem Festland: So sei eine "systematische Erfassung" des ökologischen Zustands von Mitteleuropas mächtigstem Strom möglich. Einer Erfassung über 2600 Kilometer Länge, von der Quelle in Bayern bis zur Mündung im rumänischen Delta, wie Wilfried Schimon vom Umweltministerium in Wien ergänzt. Erstmals würden "vergleichbare und zuverlässige Informationen" aus allen Donauanrainerstaaten erhoben. Weil: "Auch Bosnien-Herzegowina und die Republik Jugoslawien machen bei dieser Messfahrt mit." Aufschluss erwarten sich die neun Wissenschaftler aus Österreich, Deutschland, Ungarn, Jugoslawien, Bulgarien und Rumänien über alle Lebewesen - Fische, Algen und Bakterien - im Strom, aber auch über die Nitrat-, Phosphat-, Schwermetall- und Chlorbelastung. Die Ergebnisse der noch bis 20. September dauernden Fahrt sollen zu Beginn 2002 veröffentlicht werden, "vorher haben wir Schweigen vereinbart", betont Litheraty. Dann jedoch werde man "auch Altlasten erkennen können", da sich Gifte "in tieferen Sandschichten ablagern", schätzt Stefan Moidl vom World Wide Fund for Nature (WWF). Zum Beispiel die "Langzeitwirkungen des Nato-Einsatzes in Exjugoslawien" sowie Spätfolgen des Minenunglücks von Baia Mare und Baia Borsa im rumänischen Theiß-Einzugsgebiet letztes Jahr. (bri, DER STANDARD Print-Ausgabe 21.August 2001)