Foto: Esfr
Leoben/Wien - "Wenn man die Strukturen etwa von Proteinen oder Biomaterialien analysieren will, braucht man Röntgenstrahlen aus einem Synchrotron", erklärt Materialphysiker Peter Fratzl (Uni Leoben) dem STANDARD, "deshalb hoffe ich sehr, dass Österreich endlich der Europäischen Strahlenquelle ESFR in Grenoble beitritt. Wir sind als einziges westeuropäisches Land nicht dabei." Synchrotrone sind große Beschleuniger, die lange nur von Teilchenphysikern genutzt wurden, aber inzwischen auch eigens als Strahlenquellen gebaut werden. Das weltstärkste ist seit 1994 ESFR, ein gemeinsames westeuropäisches Unternehmen, an dem ausnahmsweise auch Österreicher forschen können. "Als Trittbrettfahrer", bedauert Fratzl, der Biomaterialien wie Knochen analysiert hat, die "hierarchisch aufgebaut" sind, also auf jeder Betrachtungsebene andere Strukturen zeigen. "Wir haben in Leoben herkömmliche Röntgenquellen", erklärt Fratzl, "aber damit kommen wir nicht weit, ESFR übertrifft sie an Brillanz um einen Faktor tausend" und hat etwa erbracht, dass "Fluor bei Osteoporose nicht zu empfehlen ist": Es lagert sich in Knochen ein, aber unregelmäßig. Das zeigt erst der feine Röntgenstrahl, der auch in der Zeit hoch auflösen und chemische Reaktionen vor Augen führen kann. Deshalb steht Fratzl mit seiner Hoffnung nicht allein: "Alle betroffenen wissenschaftlichen Gesellschaften plädieren für den Beitritt. Ab Herbst verhandelt die Akademie der Wissenschaften im Auftrag des Ministeriums." (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 21.8.2001, jl)