Wien - Nach fünf Tagen intensiver Löscharbeiten meldete die Wiener Berufsfeuerwehr nun "Brand aus" bei den Sofiensälen. Für Wortspiele mit dem Phönix, der Asche, der Sofie und der Chance ist es aber zu früh. Schließlich, meint Rudolf Zabrana, weiß noch keiner, was die Ergebnisse der technischen Untersuchungen sein werden. Dennoch hegt der stellvertretende Bezirksvorsteher des dritten Bezirks die Hoffnung, dass "hier endlich was passiert." Denn in den letzten Jahren, bedauert der SP-Bezirkspolitiker, habe man darunter gelitten, dass in den nun abgebrannten Sofiensälen in der Marxergasse immer nur über Sanierungs-, Aus- und Umbauabsichten geredet wurde - aber nie Taten zu sehen waren. Doch egal, wie es weitergehen wird, eines ist für Zabrana klar: Die Clubbings sollen anderswohin. "Jugendkultur", spricht er "seinen" Anrainern aus den ruhebedürftigen Herzen, "ist anderswo besser untergebracht." "Saal ist verloren" Zumindest in diesem Punkt kann Karl Pistotnik den Bezirkschef allerdings beruhigen. Gern tut der Aufsichtsratsvorsitzende der Sofiensäle AG das aber nicht. "Nach heutigem (Montag, Anm.) Stand", erklärte Pistotnik im Gespräch mit dem STANDARD, "ist der Saal verloren. Da ist nichts mehr zu retten." Endgültiges könne er zwar erst nach den offiziellen Gutachten sagen, aber "wir müssen einen Teil der noch stehenden Mauern so rasch wie möglich abtragen - schließlich können die Marxer- und die Blattgasse nicht ewig gesperrt bleiben." Und bei aller Hochachtung vor dem historischen Wert des Gebäudes, glaube er nicht an die Sinnhaftigkeit, "ein paar Ruinenmauern" zu erhalten. Dazu festlegen will sich Landeskonservatorin Eva-Maria Höhle auch erst, wenn alle Gutachten über "die Standfestigkeit des Gebäudes" vorliegen. Für sie stellt sich dann die Frage, ob das, "was nach dem Brand übrig geblieben ist, noch ein Denkmal ist". Die Sofiensäle AG gehört zur Stiftung Julius Eberhardts, eines altbekannten Bauunternehmers. Eberhardt ist wegen eines Auslandsaufenthaltes nicht erreichbar. Über die Zukunft der Liegenschaft, so Anwalt Pistotnik, habe man sich seitens der Besitzer noch keine Gedanken gemacht. "Fahrlässigkeit" Währenddessen ermitteln die Sachverständigen: Montagmittag teilte Michael Kendl, Brandreferent im Sicherheitsbüro, dem STANDARD mit, dass Brandstiftung auszuschließen sei, allerdings werde wegen des Verdachtes auf "fahrlässiges Herbeiführen einer Feuersbrunst" ermittelt. Diese Fahrlässigkeit ergebe sich daraus, dass nur eine Person bei den Flämmarbeiten gearbeitet habe - ob dies ausreichend gewesen sei, werde geprüft. Das weist man bei der Bauholding Strabag AG, die die Arbeiten von einem Subunternehmer durchführen ließ, zurück. Es gebe keine Bauverordnung, die vorschreibe, wie viele Leute für diese Arbeiten einzusetzen seien. Und Wasserkübel, die laut Gesetz an der Dachbaustelle vorhanden sein müssten, seien bereitgestanden. Für die Besitzer, so Karl Pistotnik, sei die Sache klar: "Wir sind versichert. Wenn ein fahrlässiges Verschulden des Dachdeckers vorliegt, wird sich die Versicherung mit Regressforderungen dorthin wenden." Bei der Allianz Elementar AG, dort wurde eine Feuerversicherung abgeschlossen, ermittelt man derzeit "sachlich und fachlich" mit eigenen Sachverständigen vor Ort, um die Schadenshöhe zu ermitteln. (aw, rott/DER STANDARD, Print, 21.8.2001)