Belfast - Nach jahrzehntelangem Widerstand hat sich die größte katholische Partei in Nordirland am Montag für die von Großbritannien geplante Polizeireform ausgesprochen. Die gemäßigte katholische Sozialdemokratische und Arbeiterpartei (SDLP) erklärte, sie werde Mitglieder für das zivile Aufsichtsgremium nominieren, das die Umsetzung der Reform überwachen soll. Kurz zuvor hatten die katholischen Bischöfe in Nordirland ihre Unterstützung zugesichert. "Wir werden positiv auf die Einladung in die Polizeikommission reagieren, und wir werden Leute aus allen Teilen der Gemeinschaft auffordern, dem neuen Polizeidienst beizutreten", sagte der SDLP-Vorsitzende und Friedensnobelpreisträger John Hume. Die andere katholische Partei in der nordirischen Regionalregierung, die mit der Untergrundorganisation IRA verbundene Sinn Fein, lehnte die Reform dagegen ab. Sie erklärte, die SDLP habe sich dem britischen Druck gebeugt. Engagierte Bischöfe Die Bischöfe forderten in einer gemeinsamen Erklärung die Mitglieder ihrer Gemeinden auf, sich an der Polizeitruppe RUC zu beteiligen, die bislang von Protestanten dominiert wird. Die Bischöfe erklärten, junge Katholiken hätten das Recht, sich für den Polizeidienst zu entscheiden. Dieses Recht müsse von allen Seiten respektiert werden. "Wir glauben, dass jetzt die Zeit für alle reif ist, die sich einen fairen, unvoreingenommenen und repräsentativen Polizeidienst wünschen, die Gelegenheit zu ergreifen und diesen Dienst zu beeinflussen", hieß es in der Stellungnahme der Bischöfe. Auflösung der Reservisten In dem 70 Seiten umfassenden Dokument zur Umstrukturierung der Royal Ulster Constabulary (RUC) versprach London unter anderem, die 2.400 Mann starke Reservistentruppe der Polizei binnen drei Jahren aufzulösen, das letzte noch verbliebene Zentrum zur Vernehmung von Terroristen im nächsten Monat zu schließen und den Geheimdienst der RUC unter verstärkte öffentliche Kontrolle zu stellen. Die RUC hat 12.000 Einsatzkräfte, die zu 88 Prozent der protestantischen Bevölkerungsgruppe angehören. Die Katholiken werfen der Polizeitruppe eine antikatholische Haltung vor. Die Pläne zur Umstrukturierung der Polizei gehen auf das Karfreitagsabkommen von 1998 zurück. (APA/AP)