Bamberg - Was Tausende von Fans überlesen haben, ist Rudolf Hein bei der Lektüre der Harry-Potter-Bücher sofort aufgefallen: Alle Figuren tragen so genannte "sprechende Namen". Begeistert von Joanne Rowlings Geschichten rund um den Zauberschüler Harry Potter entschlüsselte der Bamberger Englischlehrer insgesamt 260 Namen, die er jetzt in seinem Buch "Kennen sie Severus Snape?" veröffentlichte. Der Held aus armen Haus So steht der Name Harry Potter für einen Helden aus armem Hause. Harry ist abgeleitet von dem teutonischen Namen Heinrich, der für "Herrscher" oder "Herr im Haus" steht. Der Name Potter erinnert an Potters field, der Teil von Friedhöfen, in dem Mittellose begraben werden. Rudolf Hein sieht darin eine Anspielung auf die entbehrungsreiche Kindheit des Titelhelden. Den Namen von Potters Gegenspieler Voldemort leitet Hein aus dem Französischen ab. "Vol de mort" übersetzt er mit "Schwingen des Todes". Die Internetuser tüfteln mit! Rudolf Hein hat noch lange nicht genug vom Mythos Harry Potter. Momentan arbeitet er an der Entschlüsselung des fiktiven Hogwarts-Schulbuches "Phantastische Tiere". Nächstes Jahr soll dann der fünfte Potter-Band analysiert werden. "Sicherlich bekomme ich nicht alle Geheimnisse heraus. Aber die Bedeutungen der Namen sind zu 99 Prozent richtig", meint der 47- Jährige. Als Hilfsmittel benutzt er das Oxford English Dictionary, ein Verzeichnis britischer Ortsnamen, mehrere Lexika zur Mythologie und Symbolik sowie das Internet. Ein paar Hinweise von Besuchern seiner Homepage halfen ihm ebenfalls. Japanische und indische Mythologie und Tolkien als Namensvorlagen "Joanne Rowling hat Namen aus den verschiedensten Mythologien verwendet, sogar aus der japanischen und indischen. Es ist enorm, welches Netzwerk an Bedeutungen hinter den Namen steht. Das dauert, bis man dahinterkommt", erläutert Hein. Zudem fand er heraus, dass die Autorin Ortsnamen, veraltete englische Wörter und Namen aus anderen Büchern, z.B. Tolkiens "Herr der Ringe" verwendete. "Die winzigen Details und witzigen Anspielungen machen das Buch für mich als Sprachwissenschaftler einfach zu einem einzigartigen Forschungsobjekt", erklärt Hein. Mit der Autorin Rowling möchte der Bamberger aber lieber keinen Kontakt aufnehmen. "Das würde die Spannung aus der ganzen Sache nehmen. Ich möchte nicht die Illusion verlieren, meine Entschlüsselungen könnten richtig sein." (APA/dpa)