Graz - So wirklich erstrebenswert war die Glatze eigentlich nie. Vielmehr galt die dichte, wallende Haarpracht des Mannes als wichtiger Indikator für kräftige Potenz. Das hat dann selbst so mächtige Menschen wie Julius Caesar bewogen, eine gesetzliche Regelung einzufordern, die ihm erlaubte, seine Lorbeerkränze auch tagsüber tragen zu dürfen. Die ja den Nebeneffekt hatten, seine kahlen Stellen dekorativ zu bedecken. Viel später, als im Mittelalter die Frauen auf Geheiß der Kirche begannen, ihre Haare zu bedecken, ließen die Männer die ihren wachsen. Als Zeichen des Privileges des freien Mannes. Selbst der niedere Adel stolzierte mit Lockenpracht durch die Gegend und verbot es den Untertanen, es ihnen gleichzutun. Diese mussten ihre Haare abscheren. In dieser Zeit soll der Ausdruck "G'scherter" seinen Ursprung haben. Zurück in der Gegenwart erschien die Stoppelfrisur oder Glatze erstmals zu Beginn der Sechzigerjahre in der breiten Öffentlichkeit. Zuerst in den britischen Arbeitervierteln als unpolitische Gegenbewegung zu den Flowerpower-People. Die Skins konnten unterschiedlicher nicht sein: extrem kurzes Haar oder Glatze, Arbeiterkluft, DocMartins-Stiefel mit Stahlkappen. Die zweite Welle der Skinhead-Bewegung kam Ende der Siebzigerjahre schon wesentlich politischer daher. Die Skinheads waren zu den britischen Rechtsextremen übergelaufen. Die Bewegung schwappte auch aufs Festland, zuerst nach Deutschland. Innerhalb der Skinheads etablierten sich mittlerweile eine Vielzahl an Untergruppen, darunter auch antirassistische Skins, linke "Redskins" oder auch die unpolitischen "Oi!-Skins". Deren einendes Verbindungsglied: der Bierbecher. (mue/DER STANDARD, Print, 19.8.2001)