NewYork - Gegen Bayer ist jetzt überdies in Frankreich eine erste Klage in Zusammenhang mit dem vom Markt genommenen Cholesterin-Senker Lipobay eingereicht worden. Kläger ist ein 53-Jähriger Franzose aus Avignon. Er habe das Medikament seit Jänner eingenommen, einen Monat später seien bei ihm erste Muskelschwächen aufgetreten, sagte Jean-Luc Freel der Zeitung "Le Parisien" (Freitagsausgabe). "Das Resultat ist, dass es mir heute schwer fällt, eine Einkaufstasche zu tragen. Ich kann auch nicht mehr längere Strecken Auto fahren und musste meine Aktivitäten einschränken", sagte Freel der Zeitung. Er stellte einen Zusammenhang mit dem Bayer-Medikament her, das in Frankreich unter dem Namen Cholstat vertrieben wurde. Deshalb habe er gegen den Konzern Klage wegen fahrlässiger Körperverletzung und Gesundheitsfährdung Dritter eingereicht, erklärte Freel. "Das ist ein Kampf David gegen Goliath, aber ich will Aufklärung." Er wolle wissen, warum der Konzern nur unzureichend über die Nebenwirkungen informiert habe. Sein Anwalt Guy Guenoun hält weitere Klagen gegen Bayer in Frankreich für möglich. Es hätten sich bereits sieben weitere Kranke mit ähnlichen Symptomen bei ihm gemeldet. Im Elsaß haben sich der Zeitung zufolge inzwischen 80 Patienten zusammengeschlossen. Sie kämen aus ganz Frankreich und sähen sich sich als potenzielle Opfer von bestimmten Wirkstoffen, die auch in dem Bayer-Medikament enthalten seien, erklärte der Gründer der Gruppe, Wilhelm Minkendorfer. Es werde derzeit von Juristen geprüft, ob eine Klage gegen Bayer eingereicht werde. Erst am Donnerstag hatte der Leverkusener Konzern bekräftigt, dass Bayer die Klagen für unbegründet halte und sich dagegen zur Wehr setzen werde. Daher sei es auch nicht nötig, Rückstellungen für eventuelle Zahlungen zu bilden. Gleichzeitig hatte der Konzern Vorwürfe des deutschen Bundesgesundheitsministeriums zurückgewiesen, das Bayer schwere Fehler bei der Information über das Medikament vorgeworfen hatte. Die Aufsichtsbehörden seien frühzeitig informiert worden. An der Börse legte der Kurs der Bayer-Aktie nach den starken Kurseinbrüchen seit der Rücknahme des Medikaments und der damit verbundenen Gewinnwarnung am Freitag wieder etwas zu. Am späten Vormittag wurde die Aktie für 33,27 Euro (457,81 S) und damit um 1,1 Prozent höher als zum Börsenschluss des Vortages gehandelt. Das Börsenbarometer Dax lag zugleich mit 0,4 Prozent im Minus. Ein Händler sagte, der Kurszuwachs sei eine kleine technische Reaktion auf die Kursverluste vom Vortag. "Der Markt wird die Bayer-Aktie weiter kritisch beäugen", sagte er. Das Vertrauen der Anleger müsse erst noch zurückgewonnen werden. Seit der Bekanntgabe des Rückrufs ist der Kurs der Aktie um gut ein Viertel gesunken. Die Bayer-Anteilsscheine sind derzeit etwa soviel wert wie im Frühjahr 1999. (APA/Reuters/dpa/AP)