Die niederländischen Elektronikkonzerns Philips , Amsterdam, will sich von großen Teilen der Produktion von Unterhaltungselektronik trennen. Philips verhandle bereits mit möglichen Partnern, um die Fabriken zu verkaufen, sagte Philips-Vorstandsvorsitzende Gerard Kleisterlee in einem Interview mit der "Financial Times Deutschland" (Freitagausgabe). Erst gestern, Donnerstag, hat der Konzern die Abgabe der Videorecorderproduktion an den japanischen Elektrokonzern Funai Electric bekannt gegeben. Philips wird deshalb seine eigene Videorecorderproduktion in Wien schließen und 850 Mitarbeiter abbauen. Insgesamt werden nach der Umstrukturierung des niederländischen Konzerns bis Ende 2002 allein in Österreich 1.200 der derzeit noch rund 4.100 Arbeitsplätze gestrichen. Weltweit sind rund 6.000 bis 7.000 der insgesamt 220.000 Philips-Mitarbeiter betroffen. Auslagerungen vorausgegangen Bereits im Juni war die Herstellung von Mobilfunkgeräten an die China Electronics ausgelagert worden. Nun steht laut Kleisterlee nach der Herstellung von Videorecordern auch die eigenständige Produktion von TV- und Audiogeräten zur Disposition. Beschäftigte in diesen Werken müssten sich darauf einstellen, für andere Arbeitgeber zu arbeiten, wird Kleisterlee zitiert. Der Vorstandsvorsitzende ist zuversichtlich, den nun angeschobenen Prozess in weniger als fünf Jahren abzuschließen. Mit dem Ausstieg aus der Produktion forciert Philips den Umbau zu einem Technologiekonzern. Dir größten Sorgen bereitet dem Konzern derzeit die Sparte Unterhaltungselektronik. Zwar ist das Geschäft mit 39 Prozent der stärkste Umsatzträger des Konzerns. Doch konnte im Vorjahr nur das Geschäft mit Lizenzen einen operativen Verlust verhindern. Konzentration auf gewinnbringendere Sparten Nun will sich Kleisterlee in der Sparte auf die Produkte konzentrieren, die hohes Wachstum versprechen - etwa die digitalen Geräte wie DVD. Die einzelnen Segmente müssten sich "stärker befruchten", sagte der Vorstandsvorsitzende der Zeitung. Er halte es deswegen nicht für sinnvoll, einen der Konzernteile abzuspalten. Von den Philips-Bereichen seien die Medizintechnik und die Beleuchtung noch die beiden eigenständigsten Geschäftsteile, die auch gut alleine leben könnten, sagte Kleisterlee. In Wien hat Philips neben der Produktion und Produktentwicklung für analoge Videorecorder, die bis Mitte 2002 eingestellt wird, und der Endmontage von Faxgeräten, die künftig schrittweise nach Ungarn ausgelagert werden soll, die Herstellung von Lautsprechern für Handys Kernkomponenten für Audio-Geräte, DVD-Playern, LCD-Projektoren und Laufwerken für Computer angesiedelt. Neben Wien betreibt Philips Österreich auch in Klagenfurt und Gratkorn Produktionsstätten. Die Standorte in Klagenfurt und Gratkorn sind laut Unternehmensangaben - vorerst zumindest - von der Änderung in Wien nicht betroffen. Im steirischen Gratkorn betreibt Philips das Bauelementwerk Philips Semiconductor, in Klagenfurt ein Haushaltsgerätwerk. (APA/vwd)