Washington - Das Leistungsbilanzdefizit der USA ist nach Einschätzung des Internationalen Währungsfonds (IWF) nicht haltbar und könnte zu kräftigen Kursverlusten des US-Dollar führen. "Die Direktoren haben zu verstehen gegeben, dass das Ausmaß des Leistungsbilanzdefizits auf lange Sicht als unhaltbar erscheint und dass es die Besorgnis weckt, dass dem Dollar deutliche Verluste drohen, vor allem, wenn die Produktivität sich als enttäuschend erweist", heißt es in einem IWF-Bericht zur US-Konjunktur. Dollar unter Druck

Die Produktivität und das Vertrauen von Verbrauchern und Unternehmern in die wirtschaftliche Entwicklung des Landes seien von entscheidender Bedeutung für die Konjunktur. An den Finanzmärkten geriet der Dollar nach Veröffentlichung des IWF-Berichts unter Druck. Unerwartet schwache Produktionsdaten könnten eine "deutliche Herausforderung" darstellen, heißt es in dem Bericht. Die jüngsten Daten zur Produktivität in den USA waren indes günstig ausgefallen. Demnach hatte die Produktivitätsrate amerikanischer Unternehmen im zweiten Quartal des laufenden Jahres mit einem Zuwachs um 2,5 Prozent unerwartet deutlich zugelegt. Analysten hatten nur rund 1,6 Prozent erwartet.

IWF lobt Greenspans Zinssenkungen

Detaillierte Prognosen zur US-Wirtschaftsentwicklung lieferte der Bericht nicht. Insgesamt sind die Wirtschaftsaussichten für die USA nach Einschätzung des IWF unsicher, die Konjunkturentwicklung hänge von einer Reihe von Faktoren ab. Der IWF begrüßte die Leitzinspolitik der US-Notenbank Fed mit ihrem aggressiven Zinssenkungszyklus. Die Fed hat in diesem Jahr bereits sechsmal die Leitzinsen gesenkt, und zwar um insgesamt 275 Basispunkte auf derzeit 3,75 Prozent im Schlüsselzins.

Sollten die US-Wirtschaftsdaten schwach bleiben, empfiehlt der Währungsfonds weitere Zinssenkungen, um die Konjunktur anzukurbeln. Eine moderate Inflationsrate gebe der Fed entsprechenden Spielraum. (Reuters, DER STANDARD, Printausgabe, 16. August 2001)