Bad Arolsen - Im Konzentrationslager Großrosen wurden beim polnischen Häftling Läuse festgestellt. Dass die Nazis darüber Buch führten, ist für den heute 80-Jährigen der einzige Beweis für seine KZ-Haft. Gefunden haben ihn Mitarbeiter des Suchdienstes des Roten Kreuzes unter 47 Millionen Dokumenten.

Im hessischen Bad Arolsen lagern die schriftlichen Hinterlassenschaften der Nazis. Es ist das weltweit größte einschlägige Archiv mit Hinweisen auf 17 Millionen NS-Opfer. "Alle Originaldokumente, hintereinander gelegt, ergeben 23 Kilometer", erläutert Udo Jost vom Suchdienst. Auch die Totenbücher vom KZ Mauthausen befinden sich hier. Seit in Deutschland und Österreich die Entschädigung von Zwangsarbeitern in Diskussion ist, wird die 1943 als Suchbüro der Alliierten gegründete Behörde von Anfragen nach Nachweisen überschwemmt. Seit der Gründung hat der Suchdienst sieben Mio. Auskünfte erteilt.

Plastischer als durch Akten wird das Leid der Opfer durch Gegenstände in einer Glasvitrine vor dem Archiv: Dort liegen Handtaschen, Brillen, ein Brief - Habseligkeiten, die in KZs gefunden wurden und deren Besitzer nicht eruiert werden konnten. (DER STANDARD, Print- Ausgabe, 16.8.2001)