New York - In den USA steigt die Zahl der Klagen gegen den Bayer-Konzern wegen des Cholesterin-Senkers Lipobay/Baycol. Nach einem Bericht der amerikanischen Tageszeitung "The Oklahoman" wurde in Oklahoma City eine Sammelklage von 50 Betroffenen eingereicht. Lipobay/Baycol wird mit zahlreichen Todesfällen in Verbindung gebracht. In New York ist die Anwaltsfirma Slotnick, Shapiro & Crocker verpflichtet worden, eine Klage für eine Gruppe von Klägern zu verfolgen, die das Medikament verschrieben bekamen. Dies hatte die Anwaltskanzlei am Dienstagabend mitgeteilt. Die "potenzielle Sammelklage" wird nach Angaben der Anwaltsfirma "geldliche Entschädigungen" verlangen. Dazu soll unter anderem ein Fonds gehören, der die Kosten für eine Überwachung der Auswirkungen des Medikaments tragen soll. Die Klage will Slotnick, Shapiro & Crocker in einem New Yorker Gericht einreichen. Aktie hat mehr als ein Fünftel an Wert verloren An der Frankfurter Börse notierte die Bayer-Aktie am Mittwochnachmittag bei 34,80 Euro. Das waren 4 Prozent weniger als zum Vortagsschluss. Die Aktie hat seit dem Vermarktungsstopp von Lipobay in der vergangenen Woche mehr als ein Fünftel an Wert verloren. Der Konzern hält trotz des Debakels an dem geplanten US-Börsengang Ende September fest. Es gebe derzeit keine andere Entscheidung des Vorstands, sagte Konzernsprecher Günter Forneck am Donnerstag auf Anfrage. Er räumte jedoch ein, dass sich mit der Rücknahme von Lipobay/Baycol die Rahmenbedingungen verändert hätten. Anfang dieser Woche hatte Vorstandschef Manfred Schneider bereits betont, dass der Börsengang durch den Vermarktungsstopp nicht in Frage gestellt werde. Klagen in Oklahoma und Florida In Oklahoma und Florida sind inzwischen bereits Baycol-Klagen eingereicht worden. Ein Bayer-Sprecher erklärte, es sei anzunehmen, dass weiterhin Klagen nicht nur angekündigt, sondern auch verfolgt würden. "Wir halten sie nicht für gerechtfertigt und werden uns dagegen wehren", sagte Konzernsprecher Günter Forneck. "Baycol ist mit rund 50 Todesfällen und schweren Krankheiten in Verbindung gebracht worden", erklärte Slotnick, Shapiro & Crocker. Die New Yorker Kanzlei verwies darauf, dass dies auf Rhabdomyolysis zurückzuführen sei, eine Schwächung der Muskeln, die zu Organversagen führen könne. Die texanische Anwaltsfirma Steinberg Law Firm in Houston untersucht ebenfalls Baycol-Schadenersatzansprüche. Dies geht aus einer Internet-Mitteilung des Unternehmens hervor. Konkurrenz wittert Morgenluft Das schweizerische Pharmaunternehmen Novartis bot am Mittwoch in ganzseitigen Zeitungsanzeigen seinen eigenen Cholesterin-Senker Lescol XL den bisherigen Baycol-Nutzern an. Sie sollen das Medikament nach Vorlage eines ärztlichen Rezepts bei einer Apotheke 60 Tage lang kostenlos erhalten. "Bayer zieht Baycol freiwillig zurück, doch müssen Sie noch immer ihr hohes Cholesterin behandeln", hieß es in der Anzeige. Zuvor hatten auch andere Anbieter von Baycol- Konkurrenzprodukten wie die amerikanische Pharmafirma Merck ihre Medikamente in großen Anzeigen den Baycol-Nutzern offeriert. Börsegang in den USA verschoben Der Chemie- und Pharmakonzern Bayer hat den für Ende September geplanten Börsengang an die Wall Street in New York auf Anfang Februar 2002 verschoben. Dies sei eine Konsequenz aus dem Vermarktungsstopp des Cholesterinsenkers Lipobay/Baycol, teilte Bayer am Donnerstag in Leverkusen mit. "Die Rahmenbedingungen für unseren Börsengang haben sich in den vergangenen Tagen erheblich verändert", erläuterte Bayer-Vorstandschef Manfred Schneider. (APA/dpa)