Wien - Das Bankhaus Sal. Oppenheim prognostiziert eine Erholung des Neuen Marktes in Frankfurt nicht vor dem 2002. Die "Blase" sei zwar im letzten Jahr am größten gewesen, Überbewertungen am Neuen Markt seien mittlerweile relativ selten geworden und die meisten Unternehmen seien langfristig sogar unterbewertet, das Vertrauen der Anleger sei aber so strapaziert worden, dass der Neue Markt wohl doch noch eine längere Durststrecke vor sich habe, meinte der Leiter des Telekom- und Technologie-Researchteams von Sal. Oppenheim Frankfurt, Frank Rothauge, bei einer Pressekonferenz in Wien. Wettbewerbssituation hat sich entschärft Generell bewertete Oppenheim den Zeitpunkt zum Wiedereinstieg in Telekom- und Technologiewerte trotz der "gedrückten Stimmung" in manchen Teilbereichen als "durchaus günstig". Besonders die großen Telekom-Unternehmen mit starken Mobilfunkaktivitäten ließen eine positive Entwicklung erwarten. Die Phase der Kundenakquisitionen im Mobilfunk - für den Gewinn eines neuen Kunden würden bis zu 300 Euro (4.128 S) ausgegeben - pendle sich nun auf einem normalen Niveau ein. Auch die Wettbewerbssituation habe sich entschärft. "Die großen Telekom-Kozerne sollten daher in nächster Zeit deutlich bessere Ergebnisse zeigen", meint Rothauge. Abwarten bei Telekomausrüstern Vorsichtiger gibt sich der Analyst bei den Telekomausrüstern. Hier sei es im Moment noch zu früh für Investments. Außer Nokia erwirtschafteten alle Handyhersteller enorme Verluste. Bei Siemens beispielsweise sei die EBIT-Marge im Mobilfunksegment im 2. Quartal dieses Jahres von 35 auf minus 15 Prozent eingebrochen. Generell hätten die Handybauer die Nachfrage überschätzt. Nun würden die allerdings Kapazitäten zurückgefahren. "Licht am Ende des Tunnels" sei absehbar. Siemens sollte 2002 in die Gewinnzone zurückkehren. Bei Ericsson werde es noch länger dauern. Die Kooperation mit Sony, von der sich der Analyst eine Überarbeitung der Produktpalette erhofft, sei aber vielversprechend. Halbleiter erholen sich Im Bereich Halbleiter bestünden bis zum Jahresende "beste Chancen auf eine Erholung". Hier würden sich in zwei bis drei Monaten gute Einstiegschancen ergeben. Zwar sei im Verlauf des heurigen Jahres fast mit einem Null-Wachstum zu rechnen - 2001 werde für die Halbleiterhersteller das schlimmste Jahr seit 1985. Wenn der PC-Absatz zum Weihnachtsgeschäft ansteige, werde aber der Halbleitermarkt wieder überproportional mitwachsen. "Finger weg" von Internettiteln "Finger weg" empfiehlt Rothauge bei Titeln im Internetbereich. Bei den Internetprovidern lägen die Margen auf Grund des hohen Wettbewerbs praktisch bei null. Der E-Commerce benötige hohe Umsätze bei gleichzeitig niedrigen Gewinnen. Nur die wenigen Marktführer würden überleben. Lediglich bei Portalen sei - allerdings erst nach Erreichen einer "kritische Größe" - mit hohen Margen zwischen 75 bis 85 Prozent zu rechnen. Für die Geschäftsfelder Software und IT-Service prophezeit Rothauge zwar noch kontinuierliches Wachstum, die Zuwächse seien aber wenig spektakulär. Oppenheim empfiehlt FJA, IDS und Medion Als konkrete Empfehlen am Neuen Markt mit mittlerem Risiko nennt Sal. Oppenheim den Spezialisten für Versicherungssoftware FJA, das IT-Serviceunternehmen IDS Scheer und den PC-Bauer Medion. Spekulativ aber zukunftsträchtig sind für das Bankhaus der Chipdistributor ACG, das Softwarehaus IBS, der Telefonauskunft-Spezialist Telegate, der Mobilfunkbetreiber Mobilcom auf Grund eines "extrem günstigen" Vertrags mit der France Telecom, der auf eine Übernahme 2003 hoffen lasse, und das Internetportal Tommorrow Internet, das nach der Fusion mit Focus Digital zur größten Medien-Website Deutschlands aufsteigt. (APA)