Wien - Erste Ergebnisse von der Sitzung der Tunnelexperten wurden am Dienstag bekannt gegeben. Rund 800 Millionen Schilling werden bis 2003 in zusätzliche Sicherheitseinrichtungen investiert, erklärte Hans Jürgen Miko, Kabinettschef von Verkehrsministerin Monika Forstinger. Der Vorsitzende des Expertenrates, Hermann Knoflacher, rechnete damit, dass die Tunnel auf den Hauptrouten bis zum Sommer 2002 sicherer gemacht werden könnten.Konsensbereite Stimmung Die Stimmung unter den 19 Experten sei "sehr konsensbereit" gewesen, so Miko. Mit dem Einsetzen des Expertenrates könne für mehr Sicherheit gesorgt werden, um die "internationale Vorreiterrolle" weiter zu halten. Knoflacher wies darauf hin, dass es kaum fünf Jahrzehnte Erfahrung in diesem Bereich gebe. Trotzdem sei Österreich ein "Schrittmacher". Allerdings gebe es in den Tunnels mehr Sicherheitseinrichtungen, als im Ernstfall genutzt werden, so der Experte. "Da rennen alle meist kopflos herum, statt couragiert zu handeln." Bei der Fahrausbildung sollte der Tunnelsicherheit daher besonderes Augenmerk geschenkt werden. Beschlossene Maßnahmen: Rumpelstreifen Eine Reihe von Maßnahmen sei von der Kommission einvernehmlich beschlossen worden, hieß es. Zur Absicherung gegen Frontalunfälle in einröhrigen Tunnelanlagen sollen so genannte Rumpelstreifen mit Reflektoren in der Fahrbahnmitte eingelassen werden. Die Randsteine sollten wie im Tauerntunnel aktiv beleuchtet werden. Auf lange Sicht gesehen, müsse aber Sinn und Nutzen der Randsteine geprüft werden, so Knoflacher. Bosrucktunnel ist der erste Sanierungfall Bei Sanierungsarbeiten im Bosrucktunnel auf der Pyhrnautobahn (A9) in der Steiermark ab Mitte September sollen die ersten Erkenntnisse der Kommission bereits umgesetzt werden. Als nächster einröhriger Tunnel wird die Röhre durch den Katschberg auf der Tauernautobahn (A10) im Oktober auf modernen Sicherheitsstand gebracht. Reflektierende Portale Die Portale sollten in Zukunft reflektierend und mit Leiteinrichtungen ausgestattet werden, so die Experten. Allerdings sei dies aus baulichen Gründen nicht überall möglich. Die Notrufnischen sollen besser beleuchtet werden und detaillierte Ortsangaben enthalten. Überkopfwegweiser Vor den Tunnelportalen sollen nach dem Wunsch der Experten Überkopfwegweiser montiert werden. Leuchtanzeigen könnten die Autofahrer auf die Bauart des Tunnel, die Länge, etc. aufmerksam machen. Vor Röhren ab 600 Metern Länge soll es in Zukunft eigene Brandschutzbeauftragte geben. Trotz des tragischen Unfalls von vergangener Woche sei aber ein Brand nicht die größte Gefahr, so Knoflacher. In 98 Prozent würden Brände schon vor Eintreffen der Feuerwehr gelöscht. Fahrgeschwindigkeit im Tunnel Ein besonderes Problem bei Tunnelanlagen sei aber die Fahrgeschwindigkeit. Zwar schloss sich Knoflacher der Expertenmeinung an, wonach die derzeit geltenden Tempolimits ausreichen, für die Zukunft werden aber neue Überwachungsmöglichkeiten, die so genannte "Section Control", gefordert. Dazu müsse aber erst die StVO geändert werden um rasch einen Pilotversuch starten zu können. Eine Änderung des Kraftfahrgesetzes (KFG) wäre nach dem Wunsch der Wiener Feuerwehr nötig. Die Brandexperten forderten die verpflichtende Mitnahme von vier Kilo-Feuerlöschern in Pkw. Nächste Sitzung der Experten im September Bis zur nächsten Sitzung der Expertenkommission am 11. September gebe es "jede Menge Hausaufgaben" zu machen, so Knoflacher. So müsse eine Reihung der sanierungsbedürftigen Tunnel erstellt werden. Weitere Themen seien Portalabsicherungen, Brandschutz, das Risiko der Randsteine und Info-Folder zur Aufklärung der Autofahrer. (APA)