Graz - Die Bauarbeiten an der größten Grazer Innenstadtbaustelle, dem Hauptplatz, müssen für rund zwei Wochen unterbrochen werden. Auf Grund jüngster Funde an der Ostseite des Platzes in der Vorwoche geht ab kommenden Donnerstag eine Gruppe von Grazer Archäologen an die Bestandsaufnahme der entdeckten mittelalterlichen Fundamente. Ungeschick Aus unterschiedlichen Epochen bis hinein ins 13. Jahrhundert reichen die entdeckten Grundmauern mehrerer Gebäude, die im Zuge der Bauarbeiten freigelegt wurden. "Ein Teil der Mauern wurde leider durch die Bagger weggeschoben", ärgert sich Kramer. Obwohl man mit Funden rechnen musste, seien die Archäologen erst zu Rat gezogen worden, nachdem sich das Ungeschick schon ereignet hat. So hätten im Vorfeld der Bauarbeiten keine Vorsondierungen statt gefunden "obwohl in der Altstadt auf jedem Quadratzentimeter Funde zu erwarten sind", so der Grabungsleiter. "Da fängt man einfach an zu graben und wundert sich, dass man auf etwas stößt und wir Archäologen spielen dann die Feuerwehr", so der Archäologe erzürnt. Vorerst habe man einmal zehn Arbeitstage mit bis zu sechs Archäologen für die Bestandsaufnahme vorgesehen. Wie lange die Bauunterbrechung dann wirklich dauern wird, "hängt von den Funden und vom Wetter ab", so Kramer. Denkmalamt distanziert sich Ganz anders als Landesarchäologe Diether Kramer sieht das Bundesdenkmalamt die Grabungssituation am Grazer Hauptplatz. Der zuständige Landeskonservator Friedrich Bouvier betonte Dienstag Nachmittag, "die Stadt Graz hat rechtzeitig die Grabungsarbeiten unter genauer Bekanntgabe des Grabungsabschnittes gemeldet (... ) Das Bundesdenkmalamt distanziert sich ausdrücklich von der von Dr. Kramer initiierten Pressekampagne", heißt es in einer Stellungnahme wörtlich. Personalmanagel "Das Bundesdenkmalamt hat seinerseits wie in vielen anderen Fällen aus Personalmangel üblich, die Grabungsüberwachung an den Landesarchäologen Dr. Diether Kramer übertragen. In diesem Fall auf dessen eigenen Wunsch. Es wäre daher auch die Aufgabe von Herrn Kramer gewesen, die Arbeiten auf der Baustelle terminlich abzusprechen", meint das Bundesdenkmalamt. Das Stadtplanungsamt meinte, dass es zu keinen wesentlichen Bauverzögerungen kommen werde. Auch die Stadtplaner weisen darauf hin, dass "frühzeitig mit dem Bundesdenkmalamt der Fragenkomplex der archäologischen Befunderhebung besprochen und die Vorgangsweise bei der Baudurchführung geklärt" worden sei. (APA)