Obwohl international akklamiert und, paradoxer noch, vom ORF nicht selten mitfinanziert, werden österreichische Dokumentarfilme, die nicht von vornherein an ein bestimmtes Sendeschema angepasst sind, dort immer noch als Quotenkiller erachtet.
Zur heutigen Mitternacht, während im ORF David Duchovny aus "Erotischen Tagebüchern" vorträgt, hat man nun zumindest im WDR die Möglichkeit, Beckermanns Reiseessay über die Kaiserin Elisabeth zu sehen. Der Film nimmt seinen Ausgangspunkt von Elisabeths Weigerung, ab ihrem 31. Lebensjahr nochmals vor eine Kamera zu treten. Das Kino hat sich freilich viel später sein eigenes Bild von ihr gemacht, in Romy Schneiders Darstellung der "Sisi" wurde sie zur ewigen Kindfrau verdammt.
Beckermann versucht in "Ein flüchtiger Zug nach dem Orient" vom Klischee zurück zur freiheitssuchenden Kaiserin zu gelangen, von Sisi zurück zu Elisabeth. Eine Reise in der Zeit, die sich räumlich ausdrückt: In Ägypten, das Elisabeth öfters besuchte, verfolgt sie ihre Spuren, irrt wie sie durch das Labyrinth der Medina, verweilt in den Cafés, verfällt der Schönheit der Farben und des Lichts.