"Na sicher." Oder genauer: "Na siha" - diese Phrase verwendet Hermann Knoflacher oft und gern. Beinahe jeder zweite seiner Sätze beginnt (oder endet) mit einem herzhaften "Na siha", das zumindest zweierlei über den Wiener Verkehrsexperten aussagt. Erstens: Der Mann ist gebürtiger Kärntner - und zweitens: Er hat einen gewissen Hang zu provokativer Emphase. Was immer der 60-jährige TU-Professor in Sachen Verkehr(spolitik) behauptet, er tut es mit Nachdruck: Seit Jahrzehnten wettert er als ewig Unerhörter gegen den "unintelligenten" Gebrauch des österreichischen Straßensystems ("das Straßennetz ist nur zu drei Prozent ausgelastet"). Als "Verkehrspapst" prophezeit er unentwegt: "Mehr Straßen erzeugen mehr Verkehr." Und neuerdings tritt Knoflacher - seit vergangenem Donnerstag oberster Tunnelsicherheitskommissar des Infrastrukturministeriums - gegen die beinahe schon orthodoxe Meinung auf, mit einer zweiten Röhre seien die Sicherheitsprobleme in den österreichischen Tunnels auf einen Schlag gelöst. Solche Positionen haben dem Vorstand des Instituts für Verkehrsplanung und Verkehrswesen an der Technischen Universität Wien den Ruf eines notorischen Querkopfes eingetragen. Böse Zungen behaupten sogar, "der Knoflacher" sei in seiner langen Karriere schon einmal für und gegen alles gewesen. Den stets gut gelaunten und charmanten Professor focht solche Kritik allerdings noch nie an. Und Knoflacher wäre nicht "der Knoflacher", entgegnete er nicht mit durchaus ernst gemeinter Überheblichkeit: "Ich bin mit meiner Weisheit nicht vom Himmel gefallen, sondern habe lange mit mir selbst gerungen." Das lässt sich - "Na siha" - auch in seinem Lebenslauf nachvollziehen: Nach der Matura in Villach, einem Geodäsiestudium samt Promotion kamen dem Bauingenieur Anfang der 70er-Jahre nach eigenen Angaben erstmals "gewisse Zweifel" an seiner verkehrsplanerischen Tätigkeit. Von 1970 bis 1982 war er Abteilungsleiter des Instituts für Verkehrswesen beim Kuratorium für Verkehrssicherheit und Dozent an der TU. Seit 1989 steht er dort einem Institut vor und pflegt seinen Ruf als oberster Verkehrsprovokateur der Republik quasi schon ex cathedra. Als Privatmann mag es der verheiratete Professor dagegen eher beschaulich: Er lebt in Klosterneuburg. Von dort fährt er mit Bus und U4 nach Wien und nicht - wie ihm unterstellt wurde - mit Porsche (oder wahlweise BMW) zur Operngarage und von dort mit dem Rad zur TU. Die einzigen "Porsches", die Knoflacher besitzt, sind die beiden Räder, die an seinem Institut für Fahrten durch Wien bereitstehen. Auto besitzt Knoflacher keines. Aber er benutzt - wenn auch selten - den Pkw seiner Frau. (DER STANDARD, Print, 13.8.2001)