Luanda - Die angolanische Rebellenorganisation Unita ("Nationale Union für die völlige Unabhängigkeit Angolas") hat sich zu einem Angriff auf einen Eisenbahnzug bekannt, bei dem Ende voriger Woche östlich der Hauptstadt Luanda mindestens 252 Fahrgäste getötet und 165 verletzt worden waren. In einem Schreiben an die portugiesische Zeitung Publico rechtfertigte die Unita den Überfall damit, dass der Zug Treibstoff und Munition für Regierungstruppen transportiert habe. Unter den Toten seien auch 26 Soldaten und elf Polizeibeamte gewesen, heißt es in der Zeitung vom Dienstag. Der mit 500 Menschen besetzte Zug war am Freitag 120 Kilometer östlich von Luanda auf eine Panzermine gefahren und entgleist. Dabei gingen zwei an den Zug angehängte Kesselwagen in Flammen auf. Anschließend eröffneten die Rebellen das Feuer auf die in Panik flüchtenden Passagiere. In dem Land herrscht seit der Unabhängigkeit von Portugal 1975 fast ununterbrochen Krieg. Die vom ehemaligen südafrikanischen Apartheidregime unterstützte Unita von Jonas Savimbi hatte 1992 das erste Friedensabkommen gebrochen und wieder zu den Waffen gegriffen, nachdem sie die von der UNO kontrollierten und als korrekt eingestuften Präsidenten- und Parlamentswahlen verloren hatte. Ein zweites Friedensabkommen wurde 1994 geschlossen. Die Unita weigerte sich jedoch, ihre Verbände vertragsgemäß in die reguläre Armee zu integrieren. Die US-Regierung hatte früher die Unita massiv unterstützt. Der Krieg hat mehr als drei Millionen Flüchtlinge zur Folge, mindestens eine halbe Million Menschen wurde getötet. Die UNO hatte im Juni nach Raketenangriffen auf eines ihrer Flugzeuge alle Hilfsflüge nach Angola vorübergehend eingestellt. (DER STANDARD, Print- Ausgabe, 16.8.2001)