Prag - Die tschechische rechtskonservative Tageszeitung "Lidove Noviny" (Samstag-Ausgabe) schreibt zu dem bevorstehenden neuerlichen Start des südböhmischen Atomkraftwerkes Temelin: "Das Kernkraftwerk bereitet sich an diesem Wochenende vor, nach einer dreimonatigen Pause den Betrieb wieder auf zu nehmen. Das ganze atomfreie Österreich befindet sich offenbar in gespannter Erwartung wie vor einem wichtigen Fussballspiel". "Wird der tschechische Energiekonzern (CEZ) gewinnen oder ist die Reparatur misslungen sodass der Reaktor nach einigen Tagen wieder abgeschaltet werden muss? Kein Zweifel, die Österreicher drücken aus Schadenfreude die Daumen für die letztere Möglichkeit. Viele Tschechen hoffen dagegen, dass in dieser weiteren Runde nun die tschechischen Techniker die Oberhand behalten." "Um welchen Pokal spielt man eigentlich? Die früheren Debatten der Fachleute darüber, ob die Investitionen in Temelin bei der gegenwärtigen Überprpoduktion von Strom nicht verlustbringend sein werden und ob man das Kraftwerk überhaupt braucht, haben sich auf eine völlig andere Ebene verschoben. Es geht nun darum, jene zu überzeugen, die an der fehlerlosen Arbeit der goldenen tschechischen Händchen zweifeln. Warum sollen die Tschechen, die Wien aufgebaut haben, nicht auch ein sicheres Atomkraftwerk bauen können? Wir vollenden Temelin, auch wenn es weitere zehn Jahre dauern und das ganze Staatsbudget kosten sollte. Das ist es uns sicher wert, um das Gefühl des Sieges der tschechischen Technik über die westliche Propaganda zu haben", schreibt "Lidove noviny" in ironischem Ton. (APA)