Rom - Nach der Explosion, bei der in der Nacht auf Donnerstag das Gerichtsgebäude von Venedig schwer beschädigt worden ist, befürchten die italienischen Justizbehörden jetzt weitere Attentate. Die Ermittlungen laufen auf Hochtouren. Verdächtigt werden Anarchistengruppen, nachdem sich eine extremistische Gruppe mit dem Namen "Antiimperialistische Zellen" zu dem Bombenanschlag bekannt hat. Die Gruppe ist im Nordosten Italiens bereits bekannt. Der Bürgermeister von Venedig, Paolo Costa, rief alle politischen Kräfte zum Zusammenhalt im Kampf gegen den Terrorismus auf, der die "Freiheit der italienischen Institutionen" gefährde. Ähnlich äußerte sich der Fraktionschef der Demokratischen Linken in der Abgeordnetenkammer, Luciano Violante. "Im Einsatz gegen die politische Gewalt geht es um die demokratische Integrität des Landes. Daher sollte dieser Kampf von Regierungskoalition und Opposition gemeinsam geführt werden", sagte Violante. Zusammenarbeit zwischen allen Parteien Auch die vatikanische Tageszeitung "L'Osservatore Romano" rief zur Zusammenarbeit zwischen allen im Parlament vertretenen Parteien auf. Das Land müsse Bewegungen bekämpfen, "welche die Stabilität des Landes gefährden könnten", schrieb die Tageszeitung. Die Debatte lässt keine italienische Gruppierung gleichgültig. Die Parteichefin der Grünen, Grazia Francescato, warnte die Mitte-Rechts-Koalition vor dem Versuch einer "Kriminalisierung" der Anti-Globalisierungsbewegung, die von Berlusconis Bündnis öfters für die Gewalttätigkeiten in Genua verantwortlich gemacht werde. "Wir alle müssen zur Bekämpfung der politischen Gewalt beitragen. Ich halte es für eine Unterstellung, dass die No-Global-Bewegung den Terrorismus unterstützen soll, wie die Rechte in Italien behauptet", so Francescato. Der Sprecher der pazifistischen Globalisierungsgegner, Luca Casarini, machte rechtsextremistische Kreise für den Anschlag in Venedig verantwortlich. "Der Anschlag in Venedig erinnert an die faschistischen Attentate der 70-er und 80-er Jahre", sagte Casarini. Für weitere Spannung sorgte auch ein an Regierungschef Silvio Berlusconi gerichtetes Kuvert, in dem eine Pistolenkugel enthalten war. In dem Umschlag wurde auch ein Flugblatt mit dem fünfzackigen Stern der linksextremistischen Terrorgruppe "Brigate Rosse" gefunden, in dem die "Genossen" aufgerufen werden, die Straßenschlachten aufzugeben, um sich dem "bewaffneten Kampf" zu widmen. (APA)