Buenos Aires - Der frühere US-Außenminister Henry Kissinger (78) soll nach dem Willen eines argentinischen Richters sein Wissen über Menschenrechtsverletzungen während der Militärdiktaturen im südlichen Südamerika während der 70er Jahre zur Verfügung stellen. Richter Rodolfo Canicoba habe am Donnerstag eine Liste von insgesamt zwölf Fragen an Kissinger zu dem berüchtigten "Plan Condor" auf den diplomatischen Weg gebracht, berichteten lokale Medien unter Berufung auf die Justiz. Unter dem Codenamen "Plan Condor" hatten die damaligen Diktatoren Argentiniens, Boliviens, Brasiliens, Chiles, Paraguays und Uruguays die grenzübergreifende Verfolgung, Folter und Ermordung politischer Gegner organisiert. Der Richter ersuchte das US-Außenministerium, eine Befragung Kissingers zu ermöglichen. In Argentinien wird davon ausgegangen, dass Kissinger als US- Außenminister von 1973-1977 Zugang zu geheimen Informationen über die Einzelheiten der kriminellen Vereinigung und ihrer Machenschaften hatte. Die USA unterhielten enge Beziehungen zu den antikommunistischen Diktatoren. Der Vorwurf lautet auf "Bildung einer illegalen Vereinigung in besonders schwerem Fall" und kann in Argentinien mit bis zu 20 Jahren Haft bestraft werden. Außerdem wirft die Justiz den Ex- Diktatoren Folter, Freiheitsberaubung und das Verschwindenlassen tausender Opfer vor. (APA/dpa)