Bühne
Zweierlei Maß
Kommentar von Thomas Trenkler zur Vertragsverlängerung von Rudi Klausnitzer
Letzten Spätherbst war man sich bereits ziemlich einig über die
Verlängerung des Vertrags von Rudi Klausnitzer, dem Chef der Vereinigten
Bühnen Wien. Den Deal perfekt zu machen scheuten sich aber die
Sozialdemokraten in Vorwahlzeiten - nachdem sie sich auch bei Journalisten
umgehört hatten, wie es denn ankäme, wenn ...
Und eine Vertragsverlängerung wäre gar nicht gut angekommen. Aus
einem einzigen Grund: Weil Klausnitzer dank der Sozialdemokraten für seine
Tätigkeit als Musicalimpresario jährlich bis zu 6,8 Millionen Schilling
erhielt. Also hat man erst jetzt, nach der erfolgreich geschlagenen Wahl, den Vertrag
verlängert. Und weil's vielleicht doch nicht so gut ankommt, wenn Klausnitzer
auch hinkünftig bis zu 6,8 Millionen im Jahr verdient, hat man die Prämien
gekürzt oder gestrichen.
Um Klausnitzer braucht man sich aber keine Sorgen zu machen: Er bekommt
für seine Tätigkeit als hoch subventionierter Musicalproduzent
zusätzlich Tantiemen, wenn er eine Produktion ins Ausland verkauft - direkt vom
Partner im Ausland.
Auch mit Karl Welunschek waren sich die Sozialdemokraten ziemlich einig: Er
würde für den Rabenhof einen Dreijahresvertrag bekommen, wurde ihm
versprochen. Doch der neue Kulturstadtrat, der zuvor das Agieren der schwarz-blauen
Regierung hautnah miterlebt hatte, bekam angesichts dieser geplanten freien
Vergabe kalte Füße - und tönte laut: Ausschreibungen bei allen
Institutionen, in denen die öffentliche Hand über die Finanzierung ein
gewichtiges Wörtchen mitzureden hat.
Das hat sie auch im Falle der Vereinigten Bühnen, auch wenn diese der Wiener
Holding gehören. Aber da sagte der Stadtrat nur, er sei nicht zuständig.
Welunschek darf sich nun zu Recht verschaukelt fühlen. Und alle anderen
dürfen sich das auch.
(DER STANDARD, Print-Ausgabe, 10. 8. 2001)