Wien - Das alte Ägypten liegt am Laaerberg. Oder vielmehr: lag - in den 20er-Jahren des vorigen Jahrhunderts, in Form von Kulissen für einen monumentalen Film. Auch Sodom, sündige, altertümliche Metropole, wurde damals von Tausenden Handwerkern in Favoriten wieder errichtet und von statierenden Wienerinnen und Wienern belebt. In Kooperation mit dem KULTURRAUM 10 und der St. Balbach Art Produktion zeigt das Filmarchiv Austria nun zwei filmische Belege dieser nahezu in Vergessenheit geratenen historischen Unternehmungen in neuer Kopie beziehungsweise restaurierter Fassung: Vor der Emigration Michael Kertész, der später als Michael Curtiz in Hollywood Karriere machte, inszenierte 1924 das Bibel-Epos Die Sklavenkönigin mit Marie Corda in der Rolle einer jüdischen Sklavin, die eine tragische Liebe mit einem Pharaonenprinzen verbindet. Alexander Korda, der in den 30er-Jahren nach Großbritannien emigrierte und zu einer maßgeblichen Figur der britischen Filmindustrie wurde, hatte den ungarischen Star bereits zwei Jahre zuvor als alttestamentarische Femme fatale in Samson und Delilah besetzt. Zeitgenössische Kommentatoren und Kritiker zeigten sich in beiden Fällen nicht zuletzt von den Massenszenen beeindruckt: Der Durchgang durch das Rote Meer in der Sklavenkönigin schien manchen sogar eindrucksvoller als jener in Cecil B. DeMilles Zehn Geboten. Neben diesen beiden sehenswerten Raritäten ist als dritter Beitrag zum "Filmfest am Laaerberg" Giovanni Pastrones Cabiria (1914), ein wichtiger Vorläufer des Monumentalfilmkinos, erstmals in restaurierter und kolorierter Fassung in Österreich zu sehen. Alle Vorführungen werden live musikalisch begleitet.