Medien
Die geklauten Blockbuster
Strategien der US-Filmbranche gegen Internet-Raubkopien von Kinohits
Da freuten sich die Damen und Herren der Filmgesellschaft 20th Century Fox sicher nicht schlecht: Tim Burtons Remake des Science-Fiction-Klassikers Planet of
the Apes setzte sich nach seinem Startwochenende Ende Juli an die Spitze der US-Kinocharts. Getrübt war das Glück angesichts einer "Internet-Piraterie"
größeren Ausmaßes: Zahlreiche Raubkopien des Films wurden im Web auf illegalen Sites zum Download angeboten und getauscht. Und verleiteten Kinofreunde dazu,
vor dem PC sitzen zu bleiben.
Die US-Filmbranche ist in Aufregung, denn derartige Aktionen sind nicht neu und häufen sich in jüngster Zeit. Ulli Dohr, Marketing-Verantwortliche von Centfox
Österreich, zum STANDARD: "Raubkopien gibt es bei allen Filmen, die schon vor dem Start eine Community haben." Die Aufsichtsbehörde für Raubkopien,
Mediaforce, nennt sie: Im Juni etwa wurde demnach die Gaunerkomödie Snatch von Madonna-Ehemann Guy Ritchie gleich eine Million Mal aus dem Netz
heruntergeladen. Gefolgt von Blockbustern wie Tomb Raider oder Pearl Harbor.
Mediaforce-Chef Aaron Fessier spricht von einer ernsthaften Bedrohung. Die US-Filmakademie beziffert jährliche Verluste mit umgerechnet etwa 35,2 Mrd. S
(2,56 Mrd. EURO). Einleuchtend eigentlich, dass man an Gegenstrategien bastelt: Zum Beispiel an einem unknackbaren Kopierschutz, den IBM bereits fertig haben
soll. In aktuellen Fällen versuchen die Filmfirmen noch hastig, die Werke aus dem Web zu verbannen. Universal zum Beispiel bemüht sich angesichts des kommenden
Starts der Teenie-Komödie American Pie 2 und zahlreicher Kopien im Netz um eine solche Lösung. Amerika diskutiert jetzt auch über publizistische Rechte und
Pflichten im Internet.
Die Panik in der Branche ist übertrieben, meinte kürzlich Andrew Frank, Koautor einer Studie mit dem Titel "The Copyright Crusade". Es werde nicht zu einer
"Napsterisierung" kommen. Seine Begründung: Es gebe nur Web-kopien von Blockbustern, die aber trotz "Piraterie" zahlreiche Zuschauer haben - wie Planet of the
Apes. Ob die Produktionsfirmen das auch so sehen können? (pi/DER STANDARD, Print-Ausgabe, 9. 8. 2001)