Wien - "Der Operettenunsinn versteht sich von selbst", schreibt Karl Kraus. Und: "Der Operettenunsinn ist Romantik." Dagegen nimmt sich - im Kontext der Operettenrenaissance - Dominik Wilgenbus' Regie vom Bezauberndes Fräulein aber recht unromantisch aus. Die Inszenierung setzt auf Understatement und Schlichtheit: kein Bühnenzauber, keine schmissigen Tänze, keine überflüssige Geste der Unterhaltung. Alles ironisches Kalkül. Die Bühne bleibt eine Projektionsfläche bunter Lichtregieeffekte: Man sieht Rot, Grün, Orange. Wenig Requisiten, kaum Bewegung durch wechselnde Bilder. Man sitzt vor einem Gruppenbild mit Dame. Der Versuch, Operette so ernst zu nehmen, lässt zwar die Melodien Ralph Benatzkys - Ach Luise - um so strahlender leuchten. Er macht aber dieses Genre, das auf prickelnd leichte Unterhaltung aller Bühnenkünste setzt, schwer wie Blei. Uwe Kröger als dandyhafter Felix versteht sich dennoch - zwischen übertrieben stilisierter Vornehmheit und Hundegebell im Duett mit der Sopranistin Renate Pitschneider als Rosette - in Operettenstimmung zu bringen. Die Stimmen dieser Musik sind dafür alle lebendig genug. Adrian Eröd als Paul muss aber zu schmissigen Melodien entweder eine Gans rupfen oder einer schwebenden Kaffeetasse zusehen. Das freche bezaubernde Fräulein, leuchtend interpretiert von Gabriela Bone, darf nicht einmal verrückt spielen und das kalt-graue Treppengeländer zum Tanzen nutzen. Diese Inszenierung ist nicht entschieden und macht aus leicht schwer. Sie schämt sich heimlich für die Fassadenhaftigkeit einer Geselligkeit, die dieses Genre nun mal mit Vorliebe zelebriert. Schade, dass diese Seitenblicke eines Regisseurs, der vielleicht nur intelligent sein wollte, die Operette viel zu ernst nehmen. (macko/DER STANDARD, Print-Ausgabe, 9. 8. 2001)