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Foto: APA/Pfarrhofer
Wien - Die evangelischen Kirchen Österreichs halten den "Homosexuellen-Paragrafen" für diskriminierend und "in dieser Form nicht haltbar". Bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit dem Superintendenten der reformierten evangelischen Kirche, Peter Karner, kritisierte der juristische Oberkirchenrat der lutheranischen Kirche, Robert Kauer, vor allem drei Punkte: Die Ungleichbehandlung männlicher und weiblicher Homosexueller, die "starre" Altersgrenze von 18 Jahren für Schwule sowie die Bezeichnung der männlichen Homosexualität im Gesetz als "Unzucht". Geschlechtsneutrale Formulierung Der Paragraf 209 sieht für sexuelle Beziehungen von erwachsenen Männern mit Burschen unter 18 Jahren bis zu fünf Jahre Haft vor. Für homosexuelle Mädchen gilt - wie für Heterosexuelle - das "Schutzalter" von 14 Jahren. "Hier muss man ernsthaft fragen, welches Menschenbild steckt hinter einer derartigen Position", so Kauer: "Bei Frauen ist es wurscht, aber bei Männern geht das natürlich nicht." Kauer fordert eine geschlechtsneutrale Formulierung und eine Reform des Schutzalters: "Wenn schon Schutzalter, dann ein einheitliches", so Kauer. Segnungen gleichgeschlechtlicher Paare Bezüglich der Segnung homosexueller Lebensgemeinschaften gebe es innerhalb der evangelischen Kirchen noch unterschiedliche Positionen, berichtete Karner. Während seine reformierte Kirche (Helvetisches Bekenntnis) bereits seit 1999 solche Segnungen vornehme, arbeite die lutheranische Kirche (Augsburger Bekenntnis) noch an einer Umsetzung des entsprechenden Grundsatzbeschlusses. Dass es zu Segnungen gleich geschlechtlicher Paare durch die lutheranische Kirche kommen wird, ist auch für Kauer ausgemachte Sache. Der "Ausschuss für Gottesdienst und Kirchenmusik" arbeite allerdings noch an einer konkreten Umsetzung. Ein erster Entwurf sei wegen der mangelnden Unterscheidbarkeit der kirchlichen Segnung von der Eheschließung abgelehnt worden. Verweis auf Deutschland In der Debatte um die "Homosexuellen-Ehe" fordert Kauer mehr Augenmaß und verweist auf Deutschland. Sollte es dort zu 70.000 standesamtlich eingetragenen gleich geschlechtlichen Partnerschaften kommen, wäre nicht einmal ein Promill der deutschen Bevölkerung betroffen: "Man soll nicht so tun, als würde hier ein Dammbruch entstehen", so Kauer. In Österreich, wo die reformierte Kirche sowohl Paare Augsburger als auch Helvetischen Bekenntnisses segnet, ist laut Karner ein Ansturm homosexueller Paare auf die Kirchen jedenfalls ausgeblieben: Seit 1999 gab es seinen Angaben zufolge ganze fünf Segnungen "nicht standesamtlich geschlossener Partnerschaften". (APA)