Rom - Eine "Vorwegnahme" einiger Entwicklungen in der Embryonenforschung durch die nationalsozialistische Eugenik-Politik sieht der Präfekt der vatikanischen Glaubenskongregation, Kurienkardinal Joseph Ratzinger. In einem Interview mit der amerikanischen Zeitschrift "Inside the Vatican" antwortete Ratzinger laut Kathpress auf die Frage, ob nicht die heutigen Euthanasie-Vorstöße oder medizinische Experimente auf Kosten menschlicher Embryonen in manchen westlichen Ländern eine Wiederaufnahme der anti-humanen Politik Hitlers seien: "In einem gewissen Sinn hat Hitler einige moderne Entwicklungen vorweggenommen". Der Kardinal führte aus, zu dem von Hitler ausgehenden "Modernitäts-Schub" habe auch die Idee gehört, die Menschheit von den Kranken und Unproduktiven zu befreien. Allerdings sei das Ansinnen, sich der psychisch Kranken durch Tötung zu entledigen, selbst bei Menschen mit einer gewissen Sympathie für Hitlers Regime nicht gut angenommen worden. Das Interview wurde bereits 1993 geführt, die Redaktion des Blattes veröffentlichte den Text jedoch erst in der jüngsten Ausgabe des Magazins aus Anlass des goldenen Priesterjubiläums von Ratzinger. Die gedruckte Version des Gesprächs wurde ohne Genehmigung des Kardinals veröffentlicht. (APA)