Wien - Trotz regionaler Ernteausfälle wegen Trockenheit liegt die Getreideernte 2001 mit einer geschätzten Produktionsmenge von 4,7 Mill. Tonnen "im guten Durchschnitt", zieht der Vorstandsvorsitzende der Agrarmarkt Austria (AMA), Georg Schöppl, am Dienstag Bilanz. Nach dem Dürrejahr 2000 habe es heuer wieder ausreichend Niederschläge und günstige Anbaubedingungen gegeben, was bei Weizen und Roggen zu sehr guten Qualitäten geführt habe. Nur Durum (Hartweizen) wurde durch die Hitzewelle stark geschädigt, sodass der Inlandsbedarf nicht gedeckt werden könne. Auch bei Ölsaaten müsse noch immer die Hälfte des Bedarfes aus Osteuropa importiert werden. Erntemenge legt zu Während die Erntemenge heuer um 13 Prozent zugelegt hat, ist die Marktleistung - also jene Menge, die die Bauern tatsächlich am Markt verkaufen - auf Grund der guten Qualitäten laut AMA sogar um 21 Prozent auf 2,6 Mill. t gestiegen. Bei Braugerste, wo es im Vorjahr zu besonders starken Einbußen kam und die heimischen Bierbrauer aus dem Ausland zukaufen mussten, hat sich die Marktleistung trotz deutlich geringerer Anbauflächen stark verbessert. Der Inlandsbedarf könne daher wieder zur Gänze aus heimischer Produktion gedeckt werden, betonte der Vorsitzende des Fachbeirates für Getreide, Bernhard Wolfram. Spitzenqualität bei Roggen Spitzenqualitäten konnten heuer bei Roggen erzielt werden. Der Anbaurückgang im Osten habe sich abgeschwächt und auch die Ernte im Waldviertel bringe dieses Jahr gute Qualitäten. Bei Weichweizen ist es den Angaben zufolge zu einem leichten Flächenrückgang gekommen, Qualität und Erträge seien jedoch gut. Bei Wintergerste ist die Fläche wieder gestiegen und die Erträge liegen über dem Vorjahresniveau. "Es ist also genügend Futter in Österreich vorhanden", so Wolfram. Weizenernte eher trübe "Betrüblich" habe sich die Hartweizenernte dargestellt. Durch die Hitzewelle Anfang Juni und Juli wurde der Durum während der Milchreife geschädigt, starker Regen hat Ende Juli dann den reifen Durum beeinträchtigt. In Kombination mit dem starken Flächenrückgang gebe es heuer nur einen durchschnittlichen Ertrag, auf jeden Fall aber zu wenig für den heimischen Bedarf. Im EU-Vergleich In der EU lag die heurige Getreideernte mit 212 Mill. t um 7 Prozent über der Vorjahresernte. Dem gegenüber hat der Gesamtverbrauch um 3,5 Prozent auf 185 Mill. t zugenommen. Der Drittlandsexport ist im vergangenen Wirtschaftsjahr auf Grund geringerer Kontingente nach einer WTO-Vereinbarung deutlich um 10 auf 23 Mill. t zurückgegangen. Geringere Anbaufläche Für das laufende Erntejahr geht die EU wegen eines Rückganges der Getreideflächen und wegen niedrigerer Hektarerträge (Trockenheit in Portugal) von einem Produktionsminus von 5 Prozent aus. Dies bedeute, dass voraussichtlich wieder mehr Weichweizen aus den USA importiert werden müsse, so Franz Patschka, Abteilungsleiter "Pflanzliche Erzeugnisse" bei der AMA. Zudem seien von der EU keine finanziellen Mittel für Exporterstattungen bei Weizen und Gerste vorgesehen. Österreich müsse daher in Italien, dem Hauptexportmarkt für Getreide, mit starker Konkurrenz aus den USA und Osteuropa rechnen. Derzeit gibt es in Österreich rund 157.800 Getreidebauern, um 5 Prozent weniger als im Vorjahr. Für den Markt produzieren jedoch nur 30 bis 40 Prozent, schätzt Patschka. (APA)