Wien - Der Vorarlberger AK-Chef Josef Fink (VP) erwartet für die nächsten zehn Jahre einen "hohen Arbeitskräftemangel". Dennoch spricht er sich klar gegen mehr Zuwanderung aus. Bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit VP-Generalsekretärin Rauch-Kallat warnte er davor, dass man "nicht dem Fehler verfallen sollte, dass wir die Arbeitskräfte aus dem Ausland holen". Am kommenden Montag wird sich der Ministerrat voraussichtlich mit der Zuwandererquote beschäftigen. "Gerade die Spezialisten werden wir weitestgehend selbst ausbilden müssen. Die bekommen wir nicht vom Ausland", mahnte Fink. Er fordert deshalb die "völlige Umorganisation" des Arbeitsmarktservice (AMS) weg von der Arbeitslosenvermittlung hin zu mehr Weiterbildung. Arbeitszeitgesetz entspreche nicht mehr der Realität Für den Herbst mahnte Fink eine Reform des "nicht mehr der Realität entsprechenden" Arbeitszeitgesetzes ein. Derzeit seien Betriebsräte gezwungen, Arbeitszeitvereinbarungen abzuschließen, die zwar nicht dem Gesetz, sehr wohl aber den Wünschen der Arbeitgeber und Arbeitnehmer entsprächen, so Fink. Tanscits betonte erneut, dass die Abfertigungs-Reform trotz der Verzögerung durch die "sozialistisch geführten Sozialpartner" Anfang 2002 in Kraft treten werde. Rauch-Kallat zeigte sich trotz gegenteiliger Arbeitsmarkt-Daten überzeugt, dass der Trend in Richtung Vollbeschäftigung gehe. Im Juli war die Arbeitslosenquote nach OECD-Berechnung auf 3,8 Prozent angestiegen (als Maßstab für Vollbeschäftigung gelten drei Prozent). Die künftige Entwicklung beurteilte Rauch-Kallat positiv: Das schwache Wachstum im heurigen Jahr sei lediglich eine "Konjunkturdelle", für das kommende Jahr rechnet sie mit 2,2 Prozent. Bures: "Unseriös" SPÖ-Bundesgeschäftsführerin Doris Bures weist die Aussagen von ÖVP-Generalsekretärin Maria Rauch-Kallat zur Arbeitsmarktsituation als "unseriös und hochspekulativ" zurück. Rauch-Kallat hatte heute, Dienstag, bei einer Pressekonferenz gemeint, die zuletzt wieder gestiegene Arbeitslosigkeit sei vor allem auf die stärkere Integration ausländischer Arbeitnehmer sowie den gesättigten Wohnungsmarkt zurückzuführen. Laut Bures haben dagegen die "Belastungsmaßnahmen" der Koalition zum "Abwürgen" der Konjunktur beigetragen. ÖGB gegen "Schönreden" Gegen ein "Schönreden" der Lage am Arbeitsmarkt hat sich am Dienstag die Gewerkschaft ausgesprochen. Außerdem wies der Leitende Sekretär im ÖGB, Richard Leutner, die Vorwürfe des ÖAAB-Generalsekretärs, Walter Tancsits, zurück, ÖGB und Arbeiterkammer hätten die Neuregelung der Abfertigung verzögert: "Das Konzept des ÖGB liegt vor", so Leutner. Eckpunkte seien der Abfertigungsanspruch ab dem ersten Tag und bei Selbstkündigung sowie die Auslagerung der Abfertigungskassen. (APA)