Nürnberg/Bayreuth - Beim angeschlagenen Elektronik-Konzern Grundig steht die geplante Beschäftigungsgesellschaft für mehrere Hundert ehemalige Mitarbeiter auf der Kippe. "Zum gegenwärtigen Zeitpunkt ist eine Auffanglösung ausgeschlossen", sagte der Geschäftsführer der Gesellschaft für Personalentwicklung und Qualifizierung (GPQ) mbH, Eberhard Fehrmann, am Montagabend in Nürnberg. Die Grundig-Führung hatte zuvor laut Fehrmann ein GPQ-Konzept kurz vor dem Vertragsschluss ausgeschlagen. Gespräche werden fortgeführt "Wir gehen davon aus, dass die Gespräche weitergehen", sagte dagegen Konzern-Sprecherin Bettina Schmidt. "Die Aussagen der GPQ verwundern uns ziemlich." Nach Angaben von Fehrmann sollte die geplante Auffanggesellschaft bereits zum 1. Oktober starten. Bis zum 31. Dezember wären so Löhne in Höhe von mehr als 10 Mill. DM (5,11 Mill. Euro/70,4 Mill. S) zusätzlich in die rund 15 bis 16 Mill. DM teure Maßnahme geflossen. 800 Arbeiter betroffen Nur so sei eine sinnvolle Laufzeit von acht Monaten finanzierbar, sagte Fehrmann. Grundig AG unterstütze die Maßnahme mit einer Anschubfinanzierung von nur 3 Mill. DM. Dies allein sei bei rund 800 möglichen Betroffenen viel zu wenig, sagte Fehrmann. Das Konzept sah neben einer individuellen Qualifizierung vor, den Betroffenen 80 Prozent ihres letzten Netto-Gehaltes zu zahlen und alle tariflichen Leistungen beizubehalten. Wiener Produktion gefährdet Grundig-Sprecherin Schmidt begründete die Entscheidung damit, dass der Konzern seine Produktion über den 1. Oktober hinaus in Nürnberg fortführen wolle. Der Vorstand habe die GPQ deshalb um entsprechende Finanzierungsvorschläge gebeten. Nach Ansicht der GPQ hat Grundig dagegen zeitliche Probleme, die Produktion in Nürnberg herunter- und in Wien wieder hochzufahren. Bereits zwölf Vorschläge Mittlerweile hat die GPQ mehr als zwölf Finanzierungs-Vorschläge vorgelegt. "Wir warten jetzt einfach ab", sagte Fehrmann. Der Erfolg der Maßnahme sei jedoch abhängig davon, dass die Mitarbeiter rechtzeitig informiert würden. Die Transfermaßnahmen im Werk Nürnberg sind dagegen angelaufen. Seit Mitte vergangener Woche werden unter anderem Bewerbungsgespräche trainiert und Leistungsprofile erstellt. "Wir wollen die Betroffenen schnell in neue Arbeit vermitteln", sagte Konzern-Sprecherin Schmidt. Schnelle Einigung erwünscht "Wir wollen im Interesse der betroffenen Mitarbeiter so schnell wie möglich zu einer Einigung kommen", sagte Schmidt. Bisher seien bereits 102 Kündigungen in Bayreuth ausgesprochen worden. Eine Reihe von Einzelklagen seien daraufhin eingereicht worden. (APA/dpa)