Wien/Klagenfurt - Ein endgültiger Status für das insolvente Wiener Brokerinstitut General Commerce Bank, der früheren WMP Bank, über die das Gericht am Montag den Konkurs eröffnet hat, liegt derzeit noch nicht vor. Das erklärte der Wiener Anwalt Horst Reitböck am Dienstag. Reitböck war Mitte Jänner dieses Jahres, als die Bank wegen akuter finanzieller Probleme unter Gläubigerschutz gestellt wurde, vom Gericht zum Geschäftsaufseher bestimmt worden. Genaue Passiva derzeit unbekannt Laut Reitböck lässt sich die Höhe der Passiva vorerst nicht genau beziffern, da einige Forderungen strittig seien. Auch über die Höhe der Aktiva wolle er zum jetzigen Zeitpunkt keine Auskunft geben, weil es bei den Bewertungen der Beteiligungen der Bank in Polen, Kroatien und Tschechien noch offene Punkte gebe. Verluste könnten sich ausweiten Zum vorläufigen Überschuldungswert von rund 6 Mill. Euro (fast 83 Mill. S), den der zuständige Richter am Montag genannt hatte, sagte Reitböck, dass dieser daher "bewusst konservativ angesetzt" worden sei. Die endgültige Aufstellung von Aktiva und Passiva will Reitböck (er ist nach Konkurseröffnung nun Masseverwalter) in einem Monat abgeschlossen haben. Kein Einspruch gegen das Urteil Aufsichtsratschef Raoul Berthaumieu habe zu verstehen gegeben, dass die Bank von ihrem gesetzlichen Einspruchsrecht keinen Gebrauch machen werde, so Reitböck. Berthaumieu hatte den in einen angeblichen Finanzskandal verwickelten und am vergangenen Freitag verhafteten Wiener Wolfgang Kössner nach einem stillen Eigentümerwechsel im Vorjahr an der Spitze des Aufsichtsrats der damaligen WMP Bank abgelöst. KSV: Zwangsausgleich nicht möglich Ein Zwangsausgleich als Entschuldungsmöglichkeit für die General Commerce Bank ist laut Kreditschutzverband von 1870 (KSV) von Rechts wegen "unmöglich". Für insolvente Banken sei eine solche Möglichkeit im Insolvenzrecht nicht vorgesehen, erklärte Alexander Klikovits vom KSV in einer Pressemitteilung vom Dienstag. Eine Liquidation der General Commerce Bank sei daher fix. Im Gegensatz zu Banken sind Privatkunden von der Insolvenz laut KSV nicht betroffen, da die Bank nur eine eingeschränkte Konzession hatte und vor allem als Börsenmakler tätig war. Nach Auskunft des KSV sind Forderungen bis 20. September 2001 anzumelden. Die erste Gläubigerversammlung wird am 23. August, die Prüfungs- und Berichtstagsatzung am 4. Oktober 2001 stattfinden. Hauptgläubiger sind nach bisherigen Informationen die Creditanstalt (CA) und die Hypo Alpe-Adria-Bank in Klagenfurt. (APA)