Wien - Die EU-Osterweiterung wird sich auf die verschiedenen landwirtschaftlichen Produktionssparten Österreichs sehr unterschiedlich auswirken. Während Obst-und Weinbauern vom größeren Markt profitieren werden, muss im Getreidebau sowie in der Vieh- und Milchwirtschaft mit höherem Angebots- und Preisdruck gerechnet werden. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie des Wirtschaftsforschungsinstituts (Wifo). Sensible Bereiche Die Landwirtschaft zähle aus österreichischer Sicht zu den sensibelsten Bereichen der geplanten Osterweiterung, sagt Wifo-Agrarexperte Matthias Schneider. Die Ostintegration werde kurz- und mittelfristig zwar weniger einschneidende Folgen haben als der EU-Beitritt Österreichs, langfristig dürfte sie die Entwicklung der heimischen Landwirtschaft aber nachhaltiger prägen als die Mitgliedschaft in der Union. Derzeit werde in Osteuropa nur wenig Wein erzeugt und verbraucht. Mit der prognostizierten günstigen Wirtschaftsentwicklung sowie steigenden Einkommen in den Kandidatenländern nach einem EU-Beitritt würden Nachfrage und Qualitätsanforderungen steigen. Von diesen neuen Absatzchancen sollte auch der österreichische Weinbau profitieren können. Zusätzlich beschränke das in der EU-Weinmarktordnung verankerte Auspflanzverbot für neue Rebflächen die Expansionsmöglichkeiten der neuen Mitgliedsstaaten. Getreide kostengünstiger Dafür werde Getreide in Osteuropa traditionell kostengünstiger als im Westen erzeugt. Die wachsenden Überschüsse aus den östlichen Nachbarländern würden nach der Integration auf den österreichischen Markt drängen und zugleich die heimischen Getreideexporte nach Oberitalien konkurrenzieren. Die Folge sei ein höherer Druck auf die Erzeugerpreise. Problematisch: Auf den Vieh- und Fleischmärkten sowie auf dem Milchmarkt würden die Risiken der Osterweiterung die Chancen überwiegen. Kurzfristig würden sich zwar Absatzchancen für hochwertige österreichische Produkte bieten, auf längere Sicht sei aber mit Marktanteilsverlusten der heimischen Erzeuger zu rechnen. (Robert Zwickelsdorfer, DER STANDARD, Printausgabe 7.8.2001)