Rom - Italienische Staatsanwälte haben mehrere Medienunternehmen angewiesen, Fotos und Fernsehaufnahmen der Krawalle während des G8-Gipfels in Genua herauszugeben. In Verfügungen wurden die Medien aufgefordert, den Ermittlern Bilder der Straßenkrawalle und der Erschießung des 23-jährigen Demonstranten Carlo Giuliani zu übergeben. Außerdem wollen die Ermittler Material von einer Polizeirazzia in einer Schule, in der Gipfelgegner ihr Hauptquartier hatten. Internationale Journalistenvereinigungen protestierten. Dadurch könnten Journalisten bei ihrer Arbeit gefährdet werden, hieß es. Staatsanwalt Roberto Fucigna sagte, das Bildmaterial sei notwendig, damit die Ermittler sehen könnten, was wirklich passiert sei. "Dies ist eine generelle Anfrage, damit die Medien mit dem Staat kooperieren, um Straftäter zu finden. Es ist die Entscheidung der Journalisten, ob sie kooperieren oder nicht", sagte Fucigna. Die Anordnungen ergingen unter anderem gegen das italienische Staatsfernsehen RAI und die Nachrichtenagenturen AP, AFP und Reuters. Keine Einspruchsmöglichkeit Anwälten zufolge haben die Medien keine Wahl. Die Anordnungen müssten befolgt werden, weil es keine Einspruchsmöglichkeit gebe. Die Strafen bei einem Verstoß seien hart. Der italienische Journalistenverband erklärte, es gebe keinen Zweifel, dass das Material nach italienischem Recht beschlagnahmt werden dürfe. Journalistenverbände protestierten und sehen eine künftige Gefährdung der Journalisten. Der Generalsekretär des Verbandes "Reporters sans Frontières", Robert Menard, sagte, Journalisten sollten nicht als Ersatz benutzt werden, wenn Polizei oder Staatsanwaltschaft nicht vor Ort waren. "Wenn die Menschen begreifen, dass das Material der Fotografen und Kameraleute in den Händen der Polizei landet, dann werden sie nicht länger ihre Arbeit machen können. Offensichtlich gefährdet das die Journalisten." (APA/Reuters)