Wien - Einen Tag später als geplant haben die Auszahlungen der Entschädigungen an ehemalige NS-Zwangsarbeiter begonnen. Der Generalsekretär des mit sechs Milliarden Schilling dotierten Versöhnungsfonds, Botschafter Richard Wotava, hat am Dienstag 1200 Einzelzahlungen an ehemalige NS-Zwangsarbeiter in 20 Ländern und drei Sammelüberweisungen an Partnerorganisationen in Polen, Tschechien und der Ukraine angewiesen. Damit sind 562 Millionen Schilling unterwegs zu rund 20.000 ehemaligen Zwangsarbeitern. Die 199 noch in Österreich lebenden früheren Zwangsarbeiter werden ihre Entschädigung bis Ende der Woche per Baranweisung erhalten. Wann die Mittel bei den Organisationen beziehungsweise bei den Beziehern in anderen Ländern ankommen, hängt vom lokalen Bankweg ab. In den nächsten Tagen werden, so Wotava, weitere 5000 Fälle ehemaliger Zwangsarbeiter aus Polen, Weißrussland und Tschechien auszahlungsreif gemacht. Über deren Genehmigung soll das Komitee des Fonds in der zweiten Augusthälfte beraten. Verzögert hatte sich der Auszahlungsbeginn dadurch, dass die schriftliche Ausfertigung des Urteils über die Abweisung der letzten Klagen in den USA erst Montagabend vorlag. Dieses schriftliche Urteil ist die Grundlage für die notwendige Rechtssicherheit. Die meisten Fälle betreffen Zwangsarbeiter in der Landwirtschaft. Hier erhalten 10.474 Personen einen Betrag von 20.000 Schilling. Ehemalige Zwangsarbeiter in der Industrie - 8714 insgesamt - erhalten je 35.000 Schilling. Die 44 noch lebenden Sklavenarbeiter, die unter KZ-ähnlichen Bedingungen leben mussten, werden mit dem Höchstbetrag von je 105.000 Schilling entschädigt. (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 31.7.2001)