Als Anfang 1997 die "schwarze" Creditanstalt (CA) von der "roten" Bank Austria geschluckt wurde, war bei der Volkspartei - damals noch der Juniorpartner in einer von der SPÖ geführten Regierung - Feuer am Dach. Zur vermeintlichen "Rettung" der CA, die als Hochburg des bürgerlichen Lagers galt, erzwang sie ein Koalitionsabkommen, das unter anderem das Verbot einer Fusion der beiden Institute für die Dauer von fünf Jahren enthielt. Der Architekt dieser Übernahme, Bank-Austria-Generaldirektor Gerhard Randa, für die ÖVP damals der Bösewicht schlechthin, musste dieses Abkommen ebenfalls unterschreiben. Und er hielt sich auf Punkt und Beistrich genau an die seinerzeitige Vereinbarung. Bank Austria und Creditanstalt rückten einander zwar näher, blieben aber weiterhin rechtlich selbstständige Gesellschaften. Randa ging sogar noch einen Schritt weiter und machte aus der Not eine Tugend. Eine Fusion sei nicht der Weisheit letzter Schluss, ließ er vernehmen und predigte landauf, landab die Zwei-Marken-Strategie. I nzwischen sind die politischen Farbenspiele, die zu diesem aus wirtschaftlicher Sicht kuriosen Abkommen geführt haben, zumindest im Fall von Bank Austria und Creditanstalt längst Geschichte. Es geht nicht mehr um Rot und Schwarz, sondern - wenn man schon auf Farbenspiele nicht verzichten will - höchstens um Blau-Weiß, die Landesfarben Bayerns. Seit vergangenem Jahr ist die Bank Austria endgültig aus dem Dunstkreis der Gemeinde Wien verschwunden, ihr Alleineigentümer heißt seither HypoVereinsbank und hat seinen Stammsitz in München. Bayern nicht unglücklich Aus deutscher Sicht mutete es sicherlich seltsam an, dass zwei Geldinstitute, die denselben Eigentümer haben, zumindest nach außen hin und speziell im Privatkundengeschäft einander Konkurrenz machten. Und wenn Randa auch beteuert, dass die Idee zur Fusion von Bank Austria und Creditanstalt in Österreich geboren wurde, so musste er doch auch zugeben, dass die Bayern über diesen Schritt nicht gerade unglücklich sind. Für sie wird zumindest jener Teil des erweiterten Heimmarktes, der Österreich heißt, um ein Stück übersichtlicher und klarer strukturiert. O b die Fusion zu einer Stärkung der Marktposition der künftigen Bank Austria Creditanstalt AG führen wird, wie Randa annimmt, wird sich erst zeigen. Die Konkurrenz wird diese Entscheidung sicherlich zum Anlass nehmen, um erneut zum Halali auf die Bank-Austria- und die Creditanstalt-Kunden zu blasen. Die vom Bank-Austria-Chef erhoffte Kosteneinsparung, die er mit etw 100 Millionen Euro pro Jahr beziffert, wird sich durch die Beseitigung von nach wie vor bestehenden Überlappungen aber sicher erzielen lassen. Womit die von ihm lange Zeit im Brustton der Überzeugung vertretene Zwei-Marken-Strategie wohl endgültig als Notlösung enttarnt wäre. Unter einem gemeinsamen Dach ist das Leben eben doch preiswerter. Für die Kunden der beiden Institute ändert sich durch die Fusion kaum etwas. Sie gewinnen durch das größere Filialnetz, das ihnen in Zukunft zur Verfügung steht, etwas an Bequemlichkeit. Und auch die Erweiterung der Produktpalette ist für sie nicht gerade ein Nachteil. Ansonsten bleibt für sie alles beim Alten. Aber die großen Gewinner der Fusion, wie sie von CA-Generaldirektor Erich Hampel genannt werden, sind sie mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht. (DER STANDARD, Printausgabe 1.6.2001)