"Qualitätsjournalismus ist ein Kulturgut." Als solches braucht es aber auch - politische, ökonomische und ideelle - Rahmenbedingungen, erläuterte Herbert Riehl-Heyse, leitender Redakteur der Süddeutschen Zeitung (SZ), Mittwochabend bei einer Diskussion der SPÖ-Zukunftswerkstätte zum Thema "Medien - Maulkorb oder Meinungsfreiheit". Grundvoraussetzung für Qualitätsjournalismus sei, so Riehl-Heyse, der derzeit im Rahmen der Theodor-Herzl-Dozentur für Poetik im Journalismus am Wiener Publizistik-Institut zu Gast ist, die gesicherte äußere Pressefreiheit. "Der Staat muss die Zeitungen in Ruhe lassen." Das impliziere gleichzeitig aber auch, dass er für Medienvielfalt als gesellschaftspolitischen Wert eintreten müsse - etwa Grenzen für Medienkonzentration und marktdominierende Fusionen zu ziehen. Nicht zuletzt, betonte Riehl-Heyse, seien Verleger gefordert, "die daran glauben, dass Qualitätsjournalismus einen Markt hat und man damit auch Geld verdienen kann". Wie man mit Qualität Geld verdienen und Leser gewinnen kann, zeigen die Frankfurter Allgemeine Zeitung und die SZ im täglichen Wettkampf. Allerdings wetteifern dort alleine im Feuilleton in der FAZ 70 und in der SZ 20 fest angestellte Journalisten um die Gunst der Leser. Den Markt für bewusste "Zeitungsleser" und nicht nur kaufwillige Konsumenten von Medien-Marketingprodukten erklärte STANDARD-Kolumnist Günter Traxler durch den "erhöhten Erklärungsbedarf für Zusammenhänge, auch ausgelöst durch das Fernsehen" - was wiederum spezialisierte Journalisten erfordere. Auch Riehl-Heyse glaubt nach dem primär entpolitisierten Bildersturm, den die Privatsender ausgelöst und dadurch auch die öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten zunehmend Richtung Infotainment getrieben haben, an einen Gegentrend: "Das Fernsehen hat sich in seiner Bedeutung marginalisiert. Tageszeitungen werden immer wichtiger." (nim/DER STANDARD, Print-Ausgabe, 1.6.2001)