Hamburg - Am 1. Juli ist es so weit: Die Musiktauschbörse Napster wird über ihr Internetseite vom Gratisservice zum Abonnementsystem umgestellt. Musiktitel können dann nur noch gegen Bezahlung aus dem Internet heruntergeladen werden. Millionen Internetnutzer haben über Napster bisher kostenlos komprimierte Musikdateien getauscht. Die monatlichen Abo-Gebühren für unbegrenztes Herunterladen von Musikstücken über das neue Napster-Service sollen zwischen knapp fünf und knapp zehn US-Dollar (rund 80 bis 160 Schilling/ sechs bis zwölf Euro) kosten, sagte Frank Sarfeld, Sprecher der Bertelsmann eCommerce Group (BeCG). Begrenztes Herunterladen von Musikdateien werde zwischen knapp drei und knapp fünf Dollar kosten. Wie viele Downloads in diesem Preis enthalten sind, sagte Sarfeld nicht. Weiter Zusatzkosten entstehen dem Nutzer beispielsweise dadurch, wenn heruntergeladene Songs auf CDs gebrannt werden. Damit sind über Napster die Hits von Künstlern wie Whitney Houston, den Spice Girls und Madonna zu bekommen, ohne deren Urheberrechte zu verletzen. Auch mit allen anderen Musikunternehmen werde weiter über Lizenzen für Napster verhandelt, sagte Sarfeld. Ein Deal zwischen den Musikriesen EMI, AOL-Time-Warner, bei dem die Rechte geklärt werden, werde derzeit ausgehandelt. Testsurfen Bevor der kostenpflichtige Musikdienst genutzt werden kann, wird an dem neuen System eifrig getestet. Zwei Wochen nach Einladung zum so genannten Beta-Test haben sich nach Angaben des Napster-Partners Bertelsmann rund 400.000 Internetnutzer gemeldet, die das neue Angebot ausprobieren wollen. Napster, der nach einem Gerichtsurteil weiterhin das Aus droht, hatte auf der Website zum Beta-Test eingeladen. Bertelsmann war im Oktober aus der Reihe der großen Musik- und Medienunternehmen Vivendi Universal, Sony Music, Warner und EMI ausgeschert, die genauso wie die Bertelsmann Music Group (BMG) Napster wegen angeblicher Urheberrechtsverletzungen verklagt hatten. Die BeCG unterstützt Napster seitdem mit einem Kredit bei der Umwandlung in einen Abo-Service und hat die Option, sich an Napster zu beteiligen. Über den neu gegründeten Onlinegroßhändler MusicNet wollen BeCG zufolge nun neben BMG auch die britische EMI und der US-Konzern Warner Music Napster ihre Musiklizenzen erteilen. Allerdings hatten Vivendi Universal und Sony gemeinsam die Online-Musikplattform Duet gegründet, deren Funktion mit dem Großhändler MusicNet der drei konkurrierenden Unternehmen BMG, EMI und Warner zu vergleichen ist. Vivendi hatte vor einer Woche zudem angekündigt, die Online-Musikplattform MP3.com für 327 Millionen Dollar übernehmen zu wollen. Bertelsmann hatte Sarfeld zufolge im vergangenen Jahr selbst mit MP3.com über eine Übernahme verhandelt. (Reuters/red/DER STANDARD, Printausgabe 30.5.2001)