Wien - Als "Meilenstein in der Geschichte der Universitäten" bezeichnete Bildungsministerin Elisabeth Gehrer (V) das neue Hochschullehrerdienstrecht, das am Dienstag den Ministerrat passiert hat. Jetzt gehe es darum, das Kräftedreieck - bestehend aus Uni-Dienstrecht, Profilbildung und Uni-Organisation - weiter auszubauen. Noch im August soll eine "eingehende Punktation" für die neue Uni-Organisation zur Diskussion bis November ausgeschickt werden. Mit der Organisationsreform sollen die Universitäten zu vollrechtsfähigen autonomen Einrichtungen gemacht werden. Der Punktation dazu soll dann ein Gesetzesentwurf folgen, der nochmals diskutiert werden könne. Das Inkrafttreten der neuen Organisationsform sei weiterhin für Herbst 2002 geplant, sagte Gehrer. Stichwort Profilbildung Gleichzeitig laufe die Profilbildung an den Universitäten. "Das ist die Arbeit jeder einzelnen Uni, die sich fragen muss, wie positioniere ich mich", erklärte Gehrer. Die im Bildungsministerium eingesetzte Arbeitsgruppe zur Profilbildung habe "die Aufgabe aufzuzeigen, etwa wo Duplizitäten bestehen". Anschauen solle man sich beispielsweise, betonte Gehrer, alle Studienrichtungen, die weniger als fünf Absolventen pro Jahr haben. Das Dienstrecht soll noch vor dem Sommer im Nationalrat beschlossen werden und am 1. Oktober dieses Jahres in Kraft treten. Es sieht für Neueintretende nur noch das Vertragsbedienstetenrecht vor, Beamte soll es künftig keine mehr an der Uni geben. Am Beginn der Uni-Karriere stehen befristete Jobs, für die man sich jeweils neu bewerben muss - zuerst der "Wissenschaftliche Mitarbeiter in Ausbildung" (befristet auf vier Jahre) und anschließend der "Universitätsassistent" (befristet auf vier bis sechs Jahre). Anschließend kann man sich für eine Professur bewerben, entweder als auf maximal sieben Jahre befristeter "Vertragsprofessor" oder als unbefristeter "Universitätsprofessor". Für Uni-Assistenten wurde zusätzlich noch die Möglichkeit geschaffen, sich für einen unbefristeten Posten als sogenannter "Staff Scientist" zu bewerben. Details der "vorgezogenen Besetzung" Die von der Regierung im Laufe der Dienstrechtsverhandlungen der Hochschullehrergewerkschaft zugesagte vorgezogene Besetzung von 500 Professorenposten, die innerhalb der nächsten fünf Jahre in Pension gehen, soll so funktionieren: Alle derzeit unbesetzten bzw. freiwerdenden Stellen kommen in einen Pool, d.h. sie sind nicht mehr an ein Institut oder einen Lehrstuhl gebunden. Damit könne ein Institut nicht mehr - wie bisher oft passiert - eine unbesetzte Stelle nicht hergeben, obwohl sie woanders dringend gebraucht werde. Wenn jemand in etwa eineinhalb Jahren in Pension gehe, könne die Stelle schon vorher ausgeschrieben und damit die Besetzung beschleunigt werden, da das Besetzungsverfahren einige Zeit in Anspruch nehme. Die Punkte, die jede Uni künftig statt dem Stellenplan für Personal erhält, würden nun gemeinsam mit dem Finanzministerium festgelegt. Verstärkte Kooperation Eine konkrete Absicht im Rahmen der Profilbildung ist eine verstärkte Kooperation, möglicherweise sogar eine Zusammenführung von Universität für Bodenkultur (Boku) und Veterinärmedizinischer Universität (VMU), beide Wien. Bildungsministerin Elisabeth Gehrer (V) bestätigte beim Pressefoyer nach dem Ministerrat, dass es "Planungen und Überlegungen für eine neue Universität für Lebenswissenschaften bzw. Life Sciences" gebe, die aus den beiden Universitäten entstehen könnte. Bei dieser neuen Universität ginge es darum, den gesamten Bereich Lebenswissenschaften, "vom Körndl bis zum Tier, das wir verzehren", so Gehrer, zusammenzufassen. Das heiße, dass man auch mit anderen Bereichen reden müsse, etwa den Ernährungswissenschaften, die derzeit an der Uni Wien angesiedelt sind. Wann es zu dieser Neugründung kommen könnte, ist noch nicht klar. Erste Vorschläge hätte es nach den bisherigen Plänen schon im März geben sollen, die Verzögerung begründete Gehrer mit dem Wechsel im Rektorat der VMU. (APA)