Wien - Die sich abzeichnende Abschwächung der Weltkonjunktur wird voraussichtlich auch die Länder in Mittel- und Osteuropa (MOEL) erfassen, das Wirtschaftswachstum in diesen Ländern hat den Höhepunkt vorläufig überschritten, prognostiziert das Wiener Institut für internationale Wirtschaftsvergleiche (WIIW) in einer aktuellen Studie. Erfüllt hat sich dagegen die Hoffnung, dass im Jahr 2000 die Wirtschaft erstmals in allen mittel- und osteuropäischen Ländern wachsen würde. Die schwierigste Phase des Umbaus scheint nunmehr überall überwunden zu sein, so Studienautor Josef Pöschl. Die Anfälligkeit für Rückschläge bleibt bestehen, aber je nach der wirtschaftlichen Reife der einzelnen Länder in sehr unterschiedlichem Maße. Beträchtliche Unterschiede Laut der Studie, die im aktuellen Wifo-Monatsbericht 5/2001 veröffentlicht wird, sind die Unterschiede in der Wirtschaftsentwicklung zwischen den einzelnen mittel- und osteuropäischen Ländern beträchtlich. So war das Bruttoinlandsprodukt (BIP) in Polen im Jahr 2000 um 27 Prozent höher als im Jahr 1989, vor Beginn der Transformation. In anderen Länder - dort setzten die Reformen später ein und das WIIW zieht 1990 als Vergleichsjahr heran - kam es zu folgender Entwicklung: In Slowenien war das BIP im Jahr 2000 um 20 Prozent höher, in Ungarn um 8 Prozent, in der Slowakei um 5 Prozent. Alle anderen Länder hatten im vergangenen Jahr den transformationsbedingten BIP-Rückgang noch nicht überwunden. Tschechien und auch Mazedonien blieben knapp unter dem Niveau von 1990, Estland, Kroatien, Rumänien und Bulgarien erreichten über drei Viertel des BIP-Niveaus von 1990, Litauen, Russland und Lettland etwa zwei Drittel, die Ukraine jedoch weniger als die Hälfte. Industrieproduktion über dem Niveau von 1989 Die Industrieproduktion lag im Vorjahr in nur zwei Ländern dieser Region über dem Niveau vor Beginn der Transformation (1989): in Ungarn um 36 Prozent und in Polen um 28 Prozent. In der Slowakei, Tschechien und Slowenien erreichte sie über 80 Prozent, in den anderen Ländern zwischen rund 40 Prozent und 60 Prozent des einstigen Niveaus. Das Ergebnis ähnelt somit jenem für das reale BIP. Ein Vergleich des Pro-Kopf-Einkommens - eine wichtige Messzahl im Zusammenhang mit der geplanten EU-Osterweiterung damit zusammenhängenden EU-Förderungen - der einzelnen Länder (zu Kaufkraftparitäten) im Jahr 2000 zeigt die aktuellen Unterschiede zwischen ihrem Entwicklungsstand: Am höchsten war das BIP pro Kopf im Jahr 2000 mit fast drei Vierteln des EU-Wertes in Slowenien vor Tschechien (60 Prozent) und Ungarn (53 Prozent). In den anderen Beitrittskandidaten lag dieser Indikator unter 50 Prozent des EU-Durchschnitts (Slowakei 49 Prozent, Polen 41 Prozent, Estland 37 Prozent, Lettland 30 Prozent, Litauen, Rumänien und Bulgarien unter 30 Prozent). (APA)