Wien - Die Euro-Bargeld-Einführung ab 1. Jänner 2002 bringt für die Konsumenten in Euroland erstmals erhöhte Preistransparenz mit sich, für Handel und Industrie mehr Konkurrenz. Laut OeNB-Gouverneur Klaus Liebscher werden sich die Preisniveaus in den zwölf Teilnehmerländern annähern, aber nicht angleichen, da Unterschiede in der Mehrwertsteuer blieben. "Der Wettbewerb wird intensiver", sagte Liebscher am Dienstag bei einem Euro-Handelskolloquium in Wien. Er geht nun davon aus, dass es standortpolitisch auch zu Annäherungen der Mehrwertsteuer- und Verbrauchssteuersätze kommen wird müssen. Zur jüngst diskutierten "Europa-Steuer" (in Form eines Zuschlags bzw. einer Zweckwidmung der Mehrwertsteuer) zur Finanzierung der EU-Osterweiterung äußert sich Liebscher verhalten. Das "so sensible" Thema der EU-Strukturhilfen nach der Erweiterung "sollte man nicht nur mit der Finanzierung über Steuern angehen", glaubt der Notenbank-Gouverneur. Wesentlich sei, dass im Vorfeld des Beitritts die Kandidatenländer selbst ihre Strukturen anpassten. Je rascher und effizienter dies geschehe, umso günstiger sei dies für beide, also die heutige EU und die vor dem Beitritt stehenden Reformstaaten. Höhere Preistransparenz Von der mit Einführung des Euro-Bargelds massiv höheren Preistransparenz wird nach Ansicht von Vertretern aus Handel und Industrie vorwiegend der Privatkonsument profitieren, der damit zu den eindeutigen und größten Euro-Gewinnern zählen werde. Diese Position zog sich als roter Faden, durch die Vorträge beim heutigen 13. Handelskolloquium unter dem Motto "Alles Euro". Viele österreichische Betriebe befürchten aber Steuernachteile. "Unterschiedliche Mehrwertsteuersätze, also höhere im Vergleich zu unseren Nachbarstaaten, bedeuten für grenznahe Händler einen eindeutigen Wettbewerbsnachteil bzw. bei Anpassung der Preise etwa auf das deutsche Niveau einen Deckungsbeitragsverlust", sagte Erwin Sacher von der Leykam-Medien AG in Graz. (APA)