Im Abschlussplenum des 27. Kongresses von Frauen in Naturwissenschaft und Technik, der von 24.-27.5. an der TU Wien standfand, wurden folgende Resolutionen verabschiedet: Umbau der Universitätslandschaft in Österreich Die blau-schwarze Bundesregierung hat vor kurzem Studiengebühren eingeführt, den Entwurf für ein neues HochschullehrerInnen-Dienstrecht und eine Punktation für den Umbau der Universitätsorganisation vorgelegt. "Speed kills", das Motto der Regierung, soll verhindern, dass sich effektiver Widerstand formiert. Der Kongress weist diese Entwicklungen zurück und fordert den österreichischen Nationalrat auf,
  • die Studiengebühren aufzuheben
  • den Dienstrechtsentwurf nicht zu verabschieden und
  • die Universitäten statt in die neoliberale Sackgasse in eine wirklich zukunftsorientierte Richtung weiterzuentwickeln.
  • Insbesondere soll der Nationalrat dafür sorgen, dass

  • die Studiengebühren für Frauen und Studierende mit Kindern verbessert werden
  • der Frauenanteil unter den HochschullehrerInnen erhöht wird
  • die noch verbliebenen hierarchischen Strukturen der Ordinarienuniversität aufgelöst werden

  • innovative Ansätze wie Frauen- und Geschlechterforschung, interdisziplinäre Formen und alternative Modelle der Lehre gefördert werden

  • prekäre (ungesicherte) Arbeitsverhältnisse für die HochschullehrerInnen (insbesondere die Umwandlung von Arbeitsverhältnissen in Ausbildungsverhältnisse) nicht zugelassen werden

  • die menschlichen Qualitäten des Arbeitsplatzes Universität verbessert, soziale Kompetenz als Studienziel etabliert und die Orientierung an Solidarität gefördert wird.
  • Der gegenwärtige Trend der Regierungspolitik, der auch in anderen Ländern zu beobachten ist, führt jedoch in die entgegengesetzte Richtung und fügt damit den Universitäten als Ganzes dauerhaften Schaden zu. Die Universitäten waren immer nicht nur ausführende Organe der staatliche Macht, sondern auch Motor der gesellschaftlichen Entwicklung. In den vergangenen über 100 Jahren haben sich Frauen einen Platz an dieser historisch männerbündischen Institution erstritten. Diesen Platz wollen wir nun nicht konservativ-neoliberalen Kräften überlassen, sondern ihn ausbauen und vermehrt Einfluss auf die inhaltliche Ebene nehmen. Wir wollen eine Wissenschaft, die sich am Leben und Wohlbefinden aller Wesen orientiert und nicht an der Maximierung materieller Güter.

    Kinder und Karriere

    Die Teilnehmerinnen des "27. Kongresses" fordern: Kinder und Beruf/Karriere müssen für alle vereinbar gemacht werden. Um dies zu erreichen wird gefordert:

  • 1. Ganztägige flexible Kinderbetreuung, das heißt 24 Stunden in qualifizierten Einrichtungen für Kinder aller Altersstufen. Der Staat ist verpflichtet, diese Betreuung selbst bereitzustellen, sowie durch Förderung betrieblicher und universitärer Betreuungsplätze zu gewährleisten. Alle die Kinder erziehen müssen auf Anfrage kurzfristig eine solche Kinderbetreuung in der Nähe ihrer Wohnung oder ihres Arbeitplatzes erhalten.

  • 2. Eine Flexibilisierung des Arbeitslebens , z.B. in Form von qualifizierten und hochqualifizierten Teilzeitstellen für alle die Kinder erziehen. Wird Elternzeit, bzw. Karenzzeit wahrgenommen, muss der Wiedereinstieg in einen der Qualifikation entsprechenden Beruf gefördert werden. Eine Arbeitszeitverkürzung mit vollem Lohnausgleich würde eine Vereinbarkeit am ehesten unterstützen.

  • 3. Generelle Anerkennung der Erziehungszeiten, z.B. bei Stellen- und Stipendienvergaben.
  • Wissen schaf(f)t Widerstand

    Vom 1. - 3. Juli 2001 tagt das "European Economic Summit" des World Economic Forums (WEF) in Salzburg unter dem Motto: "Europe: Building on Diversity". Auf diesem Gipfel werden (ost-)europäische WirtschaftsvertreterInnen und Regierungsverantwortliche auf InverstorInnen aus dem westeuropäischen und nordamerikanischen Raum treffen. Die mächtigsten Konzerne der Welt wollen die Erschließung des "Ostens" zu ihren Gunsten endgültig abschließen.

    Die überwiegende Mehrzahl der Teilnehmenden werden weiße Männer sein, denn nach wie vor sind "global leaders" vorwiegend männlich, sei es nun in Politik, Wirtschaft, Medien oder Kultur. Nach wie vor ist festzustellen, dass Frauen mit ihrer un- und unterbezahlten Arbeit die markt- und geldorientierte Ökonomie subventionieren.

    Das kapitalistische Patriarchat entwertet die volkswirtschaftlich erfasste Frauenarbeit zu blosser "Zuverdienerinnen-Arbeit". Den größten Teil der Frauenarbeit - Haus- und Sub-sistenzarbeit im Süden, Hausarbeit im Norden- wird überhaupt nicht als Arbeit wahrge-nommen. Die Arbeit im informellen Wirtschaftssektor- Heimarbeit, illegalisierte Arbeit in der Landwirtschaft, Dienstboten- und Hausangestelltenarbeit, Strassenverkauf, Prostitution und andere ungeschützte, prekäre und risikoreiche Beschäftigungen - wird weltweit vorwiegend von Frauen geleistet. Die Investitionen multinationaler Konzerne in Weltmarktfabriken in Lateinamerika, Afrika und Südostasien ermöglichen Frauen zwar Arbeit im formellen Sektor - doch nur zu unmenschlichen Bedingungen. Es profitieren die Konzerne vom "Standortvorteil Frauen" und für viele Volkswirtschaften ist billigste Frauenlohnarbeit in freien Produktions-zonen ein Mittel, um sich als Produzenten und nicht mehr nur als Rohstofflieferanten auf dem Weltmarkt zu etablieren.

    Das Ziel sind Gesellschaften, die orientiert sind an den Bedürfnissen aller Menschen und nicht am Profit für wenige. Das impliziert den weltweit gleichberechtigten Zugang zu Ressourcen und Information.

    Die Teilnehmerinnen des 27. Kongresses sprechen sich aus:

  • Gegen die Abhaltung des European Economic Summit und anderer Treffen von VertreterInnen des internationalen Großkapitals und seiner Handlanger wie WEF, IWF, GATT, Weltbank.

  • Gegen jede Art der Ausbeutung von Frauenarbeit.

  • Gegen eine Funktionalisierung der politischen Systeme für das multinationale Grosskapital.

  • Gegen die Aufteilung der Welt, insbesondere Lateinamerikas, Afrikas und Südostasiens in freie Produktionszonen für multinationale Konzerne.
  • Gegen die in Salzburg geplante "Integration" der Staaten Südost- und Osteuropas in diese Weltaufteilung.

  • Gegen eine Orientierung wissenschaftlicher und technologischer Forschung an den Interessen des internationalen Grosskapitals.
  • Und fordern:

  • Förderung wissenschaftlicher und technologischer Forschung, die feministischen, anti-kapitalistischen und anti-rassistische Zielen dient.

  • Ein weltweites Verbot von freien Produktionszonen und dessen Kontrolle durch die UNO.
  • Einführung von menschenwürdigen arbeitsrechtlichen Standards weltweit in allen Arbeitsbereichen.
  • (red)