Paris - Mit der Freilassung der beiden Aufseher und der Verhaftung der schwer bewaffneten Geiselnehmer ist ein spektakulärer Ausbruchversuch aus dem Gefängnis des Pariser Vororts Fresnes zu Ende gegangen. Knapp 24 Stunden nach dem Beginn des Geisel-Dramas waren die beiden Schwerverbrecher, die mit einem Helikopter befreit werden sollten, am Montagmittag wieder hinter Gittern. Ausbrüche aus dem Gefängnis mit der Hilfe von Hubschraubern sind in Frankreich durchaus keine Seltenheit; in einigen Fällen gelangen sie. Geiselnehmer gaben auf Einer der beiden Schwerkriminellen hatte sich noch bis Montag Mittag bewaffnet verschanzt. Dann ergab auch er sich den Sicherheitskräften. Nach zermürbenden nächtlichen Verhandlungen zwischen Anti-Terror-Einheiten und den Geiselnehmern hatte sein Komplize zuvor bereits die beiden Aufseher nacheinander frei gegeben und sich dann gestellt. Polizei und Spezialkräfte hatten das Gefängnis mit seinen 1.800 Insassen in Hundertschaften abgeriegelt. Die Verhandlungen mit den Geiselnehmern wurden telefonisch geführt. Lange Haftstrafen Die beiden Kriminellen haben hohe Haftstrafen in dem Gefängnis abzusitzen. Sie sind unter anderem wegen Geiselnahme, vorsätzlicher Tötung und Raubüberfällen verurteilt und als Gang-Mitglieder bekannt. Hubschraubereinsatz Die Männer sollten am Sonntagnachmittag von Komplizen mit einem Hubschrauber befreit werden. Die Aktion scheiterte jedoch, weil die benutzte Strickleiter offenbar zu kurz war und es dann zu einer Film reifen Schießerei zwischen den Männern in dem Helikopter und Aufsehern kam. Dabei wurde ein Beamter von drei Kugeln lebensgefährlich verletzt, er befand sich nach einer Notoperation am Montag weiter in kritischem Zustand. Die Gefangenen wurden von dem Helikopter aus aber mit zwei Schusswaffen und einer kugelsicheren Weste versorgt. Sie nahmen sofort die Gefängniswärter als Geiseln und wollten andere Gefangene nachts zum Aufstand anstacheln. Im Hof zerstörten Insassen, die aus Sicherheitsgründen erst nachts zurück in die Zellen gebracht worden waren, Türen und Gitter. Sie versuchten mehrfach, Brände zu legen. Weitere Fahndungen Unterdessen wird noch nach drei Männern gefahndet, welche die Hubschrauberpilotin zu dem Flug am Sonntag gezwungen haben. Sie hatten den Helikopter nach der Schießerei in einem nahe gelegenen Sportstadion landen lassen, in dem gerade ein Fußballspiel im Gange war. Dann sind sie mit einem vermutlich gestohlenen Auto geflohen. Spektakuläre Befreiungen aus Gefängnissen mit einem Helikopter kommen in Frankreich häufiger vor. In den vergangenen 20 Jahren waren sie in insgesamt zehn Fällen erfolgreich. Zuletzt entkamen auf diese Weise am 24. März drei Gefangene aus dem Gefängnis von Draguignan in Südostfrankreich. Von den Tätern fehlt bisher jede Spur. In mehreren Fällen scheiterten Befreiungsversuche aus der Luft allerdings auch. (APA)