Wien - Dachten 1991 noch 24 Prozent der Österreicher, dass es für Österreich besser wäre, keine Juden im Land zu haben, so waren es im April 2001 13 Prozent, die diese Meinung vertreten. Das stellten Heinz Kienzl, Vizepräsident der Österreichischen Gesellschaft für Europapolitik (ÖGfE), sowie Gerhard H. Bauer, Generalsekretär der selben Gesellschaft, in einer Pressekonferenz am Freitag fest. "Demoskopische Untersuchungen ergeben, dass antisemitische Einstellungen in Österreich offenbar eine rückläufige Tendenz haben", stellte Kienzl fest. Außerdem würden Jugendliche der "Vergangenheitsbewältigung" aufgeschlossen gegenüber stehen. So schlechte Auswirkungen Aussagen von Jörg Haider auch im Ausland hätten, so wenig würde "das Gequatsche Haiders" im Inland ernst genommen, erklärte Kienzl, der die Ergebnisse der Umfrage auf keine "umfassende Studie", sondern auf eine "kleine Blitzlichtaufnahme" zurückführte. Bei ÖVP-Sympathisanten keine Veränderung Die Meinungsänderung zeige sich besonders deutlich bei den Pensionisten: Dachten 1991 noch 34 Prozent von ihnen, es wäre besser, keine Juden im Land zu haben, so waren es im April 2001 13 Prozent gewesen. Auch die Mittel- und Hochschulabsolventen korrigierten ihre antisemitische Einstellung deutlich. Stimmten 1991 noch 17 Prozent von ihnen dieser Aussage zu, so waren es 2001 acht Prozent der Maturanten und ein Prozent der Akademiker. Der Prozentsatz der Zustimmung schrumpfte unter den SPÖ-Sympathisanten von 20 Prozent auf acht Prozent. Unter den Grünen Sympathisanten veränderte sich der Prozentsatz von 14 auf drei Prozent. Unter den ÖVP-Sympathisanten veränderte sich der Prozentsatz der Zustimmung nicht: Jeweils 19 Prozent stimmen dieser Aussage zu. Lediglich unter den FPÖ-Sympathisanten legte dieser Prozentsatz zu. Dachten vor zehn Jahren 46 Prozent, es wäre besser, keine Juden im Land zu haben, so meinen das heute 51 Prozent. "Ich warne davor, die FPÖ-Wähler mit den FPÖ-Sympathisanten gleichzusetzen. Echte FPÖ-Sympathisanten gibt es viel weniger", stellte Kienzl fest. Die Österreichische Gesellschaft für Europapolitik hat 14- bis 18-jährigen Schüler in zehn österreichischen Schulen zu diesem Themenkreis befragt. Ergebnisse: 90 Prozent der Befragten empfinden es als wichtig, Jugendliche ihres Alters über die Ereignisse von 1933 bis 1945 zu informieren. Die Mehrheit, nämlich 52 Prozent, treten dafür ein, weiterhin "Vergangenheitsbewältigung" zu betreiben. 34 Prozent sprechen sich dafür aus, einen Schlussstrich unter die Vergangenheit zu ziehen. 23 Prozent fürchten, dass die derzeitige Form der "Vergangenheitsbewältigung" eine wirtschaftliche Belastung der jungen Generation mit sich bringe, 53 Prozent teilen diese Ansicht nicht. 39 Prozent sehen sich politisch belastet, 37 Prozent empfinden eine moralische Belastung. (APA)