New York - Ein Ölgemälde, bei dem es sich angeblich um die einzige zu Lebzeiten von William Shakespeare entstandene Abbildung des englischen Dramatikers handelt, hat in Kanada und den USA für Aufregung unter Experten gesorgt. Nach einer mehr als sechs Jahre dauernden Prüfung des Gemäldes kamen kanadische Fachleute jetzt zu der Überzeugung, dass das Porträt eines jungen Mannes tatsächlich aus dem frühen 17. Jahrhundert stammt. Auch das Leinenpapier auf der Rückseite des Gemäldes, das den Abgebildeten als "Shakespere" bezeichnet, sei echt und könne zu Lebzeiten des weltbekannten Bühnenautors beschrieben worden sein. Das Bild gehört einem kanadischen Ingenieur, der es von seinen britischen Vorfahren geerbt haben will. "Wir können belegen, dass es sich um ein Gemälde aus dem 17. Jahrhundert und keineswegs um eine Fälschung handelt", zitierte am Donnerstag die "New York Times" die leitende Wissenschaftlerin des staatlichen Canadian Conservation Institute, Marie-Claude Corbeil. Auch an der Echtheit der Notiz auf der Rückseite des Bildes bestünden inzwischen keine Zweifel mehr. Die kanadischen Experten entzifferten die Inschrift, in der behauptet wird, das Bild sei 1603 entstanden und zeige einen "Shakespere", der am 23. April 1564 geboren worden sei, im Alter von 39 Jahren. Das angegebene Datum stimmt mit dem bisher als Geburtsdatum Shakespeares angenommenen überein, das jedoch nicht verbürgt ist. Ob das 33 x 40 Zentimeter große, mit Ölfarben auf Holz gemalte Bild tatsächlich den Dramatiker zeigt, "können wir nicht sagen", erklärte Corbeil. "Das herauszufinden, ist Sache anderer Experten". Der Mann auf dem Ölbild weist eine gewisse Ähnlichkeit mit dem angeblichen Shakespeare-Porträt auf, das bisher allgemein als einzige Abbildung von ihm bekannt war, jedoch nicht als authentisch gilt. Dabei handelt es sich um einen Stich von M. Droeshout, der die 1623 und damit sieben Jahre nach Shakespeares Tod erschienene erste Gesamtausgabe seiner Werke zierte. Der kanadische Besitzer des Ölgemäldes, der seine Identität vor der Presse verbirgt, erklärte den Wissenschaftern, es sei von einem Maler und Schauspieler geschaffen worden, der zu seinen Vorfahren gehört habe. Das Bild sei immer im Familienbesitz gewesen und von Immigranten Anfang des 20. Jahrhunderts mit nach Kanada gebracht worden. (APA/dpa)