Göttingen - Wissenschaftler des Max-Planck-Instituts für biophysikalische Chemie haben eine vergleichsweise einfache und universelle Methode entwickelt, um einzelne Gene abzuschalten. Erste Tests in Kulturen menschlicher Zellen haben bereits zum Erfolg geführt, teilte das Institut am Donnerstag mit. Die Methode der "RNA-Interferenz" lasse sich prinzipiell auf jede RNA-Sequenz anwenden und eigne sich für die funktionelle Genomanalyse. Langfristig könne sie neue Perspektiven in der Therapie eröffnen. Bislang war oft jahrelange Arbeit notwendig, um nur ein einziges Gen zu blockieren. Mit einem neuen Verfahren scheint das nun in sehr viel kürzerer Zeit und für beliebige Gene möglich zu sein. Der US-Forscher Thomas Tuschl hat dieses Verfahren in Boston am Massachusetts Institute of Technology (MIT) konzipiert und im letzten Jahr in seiner Arbeitsgruppe am Max-Planck-Institut für biophysikalische Chemie weiterentwickelt. In dem Verfahren werden die Gene in Boten-RNAs (mRNA) überschrieben, die dann die Proteine kodieren. Von außen zugeführte spezifische RNA führt zu einer Zerstörung der entsprechenden Ziel-mRNA und damit zum Fehlen des entsprechenden Proteins. Die Methode eliminiert demnach nicht das Gen, sondern nur sein funktionelles Produkt (mRNA und Protein). "Die RNA-Interferenz ist im Prinzip so etwas wie die so genannte anti-sense-Methode", beschreibt Tuschl das Verfahren. "Dort verwendet man eine RNA-Sequenz, die komplementär zur Boten-RNA ist. Nur geben wir die anti-sense-RNA in Form einer Doppelstrang-RNA zu." Der entscheidende Durchbruch sei die Entdeckung gewesen, dass die eingeschleusten Ketten genau 21 Nukleotide umfassen müssen, da längere RNA-Stränge eine unspezifische Antwort im Humansystem bewirken würden. Eine Optimierung des Verfahrens soll dazu führen, auch im lebenden Organismus einzelne Gene auszuschalten. Zunächst wollen die Forscher jedoch den Einsatz des Verfahrens bei der funktionellen Genomanalyse ermöglichen. (pte)