Jerusalem/Beirut/Gaza - Die israelische Luftwaffe hat am Donnerstag vor der Mittelmeerküste ein ziviles libanesisches Kleinflugzeug abgeschossen, das in den Luftraum Israels eingedrungen war. Nach Angaben der Armee reagierte der Pilot der in Beirut gestarteten Cessna nicht auf Kontaktversuche von israelischen Kampfflugzeugen und Hubschraubern. Die Maschine wurde an der Küste nördlich von Tel Aviv abgeschossen, wie die Luftwaffe weiter mitteilte. In Israel und den Palästinensergebieten war auch am Donnerstag keine Waffenruhe in den Gefechten zwischen Israelis und Palästinensern in Sicht. Die israelische Armee schilderte den Vorfall: Es seien Warnschüsse abgegeben und Blickkontakt hergestellt worden. Der Pilot habe jedoch nicht reagiert und sich nicht zu erkennen gegeben. Nach 15 Minuten sei die Maschine dann abgeschossen worden. Offenbar habe sich nur ein einziger Mann an Bord befunden. "Angesichts der Drohungen der Hisbollah haben wir berücksichtigt, dass dies ein versuchter Terrorangriff auf eine israelische Stadt war", sagte Armeesprecher Oberstleutnant Olivier Rafowiz. Hisbollah-Anschläge befürchtet Bei dem Piloten soll es sich um einen 43-jährigen Libanesen armenischer Herkunft handeln. Der Mann sei in dieser Woche mehrmals mit einem ausgebildeten Piloten geflogen, erklärte der Direktor der Eignerfirma des Flugzeugs. "Heute ist er in das Flugzeug gestiegen, hat den Motor gestartet und ist ohne den Piloten abgehoben", sagte Direktor Nemeh Malek. Einen Pilotenschein habe der Mann nicht besessen. Über das Motiv des 43-Jährigen konnte Malek nichts sagen. Die libanesische Regierung hat Israel vorgeworfen, das Privatflugzeug in libanesischem Luftraum abgefangen zu haben. Die Cessna sei von zwei israelischen Jagdflugzeugen über libanesischem Gebiet abgefangen, nach Israel "eskortiert" und dann dort abgeschossen worden, sagte der libanesische Verkehrsminister Nagib Mikati vor der Presse in Beirut. Die israelische Armee war wegen befürchteter Anschläge der Untergrundorganisation Hisbollah in erhöhte Alarmbereitschaft versetzt worden. Am jährte sich der Rückzug der israelischen Truppen aus der so genannten Sicherheitszone im Südlibanon zum ersten Mal. Israel bestritt Abfangmanöver über libanesischem Gebiet Die israelische Armee hat am Donnerstag Angaben dementiert, wonach die Luftwaffe das am Vormittag abgeschossene Kleinflugzeug bereits in libanesischem Luftraum abfing. Zwar habe die Luftwaffe das Flugzeug vom Typ Cessna bereits kurz nach dem Start in Beirut registriert, es jedoch erst in internationalem Luftraum abgefangen, teilte die Armee in einer Erklärung mit. Zu keinem Zeitpunkt sei die israelische Luftwaffe "in internationalen Luftraum eingedrungen, um über libanesisches Gebiet zu gelangen". Der libanesische Verkehrsminister Nagib Mikati sagte zuvor, die Cessna sei nach gut einer halben Stunde von zwei israelischen Jagdflugzeugen über libanesischem Gebiet abgefangen, nach Israel "eskortiert" und dann dort abgeschossen worden. Israelische Truppen drangen unterdessen im Süden des Gaza-Streifen zum wiederholten Mal auf palästinensisches Gebiet vor. Nach Angaben palästinensischer Sicherheitskräfte zerstörten Bulldozer und Panzer im Flüchtlingslager Jebna mehrere Ackerflächen. Dabei hätten die Soldaten zum Schutz der Aktion das Feuer auf die Umgebung eröffnet. Palästinensischen Angaben zufolge starb in Rafah im Gazastreifen ein 15-jähriger Jugendlicher, als Panzer mit schweren Maschinengewehren das Feuer auf die Stadt eröffneten. Nach Angaben von Augenzeugen sei dem Angriff keine Provokation von palästinensischer Seite vorausgegangen. In der Nähe war bereits zuvor ein 20-jähriger taubstummer Palästinenser erschossen worden. Insgesamt kamen damit seit Beginn des Palästinenseraufstandes 565 Menschen ums Leben, mehr als 460 von ihnen Palästinenser. (APA)