Zwischen der "Süddeutschen Zeitung" (SZ) und der Deutschen Lufthansa ist es zu einer Auseinandersetzung um die Abbestellung von 10.000 Bordexemplaren des Münchener Blattes gekommen. In einem ungewöhnlichen Schritt teilte die SZ-Chefredaktion den Lesern im Blatt am Mittwoch mit, dass die Kündigung von Lieferverträgen mit der Lufthansa-Kritik an der SZ-Berichterstattung über die Pilotenstreiks zusammen falle. Lufthansa-Vorstandsmitglieder hätten Berichte beanstandet, da sie zu wenig Verständnis für die Haltung der Unternehmensleitung zeigten. Dagegen sagte Klaus Walther, Sprecher der Lufthansa, dass es sich bei der Reduzierung des Abonnements um eine reine Geschäftsentscheidung handle. "Eine Beziehung zur SZ-Berichterstattung ist absolut lächerlich". Die Entscheidung sei weit vor den Streiks in den ersten Monaten des Jahres gefallen. Im Rahmen der Umstellung des Flugplans am 26. März sei das SZ-Abonnement dann um rund die Hälfte reduziert worden. Damit wolle der Konzern die "Produktvielfalt" sichern, genauso wie bei Biersorten und Schokolade gewechselt werde. "Die Lufthansa ist kein Auflagen-Subventions-Verein", sagte Walther. Er wies daraufhin, dass höhere Auflagen einer Zeitung natürlich auch höhere Anzeigenpreise bescheren würden. Die SZ-Chefredaktion verwies dagegen auf Seite eins des Wirtschaftsteils darauf, dass nach Angaben von Mitarbeitern des LH-Bordservice "atmosphärische Störungen" für die Reduzierung der SZ-Exemplare verantwortlich seien. Nur wer von München aus fliege, könne die "Süddeutsche" bei der Lufthansa am Gate oder an Bord mit Sicherheit erhalten. Die SZ-Redaktion habe wegen dieser Praxis in den vergangenen Wochen zahlreiche Beschwerden von Lesern erhalten. Die SZ war mit 430.000 verkauften Exemplaren im ersten Quartal dieses Jahres vor der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" (407.000) Auflagenführer unter den überregionalen Tageszeitungen. Im vergangenen Jahr war es zu einem Konflikt zwischen der Lufthansa und der "Financial Times Deutschland" gekommen Die Lufthansa hatte wegen eines Artikels, der nach Ansicht der Fluglinie vertrauliche Informationen aus dem Vorstand enthielt, mit der Kündigung des Abonnements von 15.000 Exemplaren gedroht. Die "Financial Times Deutschland" hatte dies als "Eingriff in die Pressefreiheit" kritisiert. (APA/dpa)