Mailand - Der FC Bayern München hat das Trauma von Barcelona endgültig überwunden und ist 25 Jahre nach der "Goldenen Ära Beckenbauer" auf den europäischen Fußball-Thron zurückgekehrt. In einem unglaublichen Elfer-Thriller sicherten sich die Münchner vor 74.000 Zuschauern im ausverkauften Meazza-Stadion von Mailand den begehrtesten Pokal im europäischen Klub-Fußball. 1:1 war es nach 120 Minuten im Finale der Champions League gegen den CF Valencia gestanden, im Elfmeterschießen (5:4) wurde Oliver Kahn zum Helden. Der Bayern-Torhüter parierte drei Elfmeter, darunter den entscheidenden 17. von Pellegrino. "Gott ist ein Bayer", hatten deutsche Zeitungen nach der glücklich gewonnenen Meisterschaft geschrieben, am Mittwoch Abend sahen sich die Gazetten bestätigt. Nach dem Meistercup-Hattrick von 1974, 75 und 76 und zwei Jahre nach der bittersten Niederlage der Vereinsgeschichte im Finale von Barcelona gegen Manchester United triumphierte der deutsche Rekordmeister erstmals in der Champions League. Pellegrino und Kahn haben es entschieden Von der Trefferausbeute konnte das Finale in der Königsklasse zwischen den Final-Verlierern von 1999 (Bayern) und 2000 (Valencia) mit jenem im UEFA-Cup (5:4 für Liverpool gegen Alaves) nicht mithalten. Mendieta (3.) bzw. Effenberg (50.) hatten in der regulären Spielzeit zwei Handelfmeter verwertet, Scholl einen Foulelfmeter vergeben (7.). Und im Elfmeterschießen wuchs Kahn einmal mehr über sich hinaus. Die Bayern begannen mit einem Fehlschuss (Sergio), doch Kahn hielt das Team mit Paraden gegen Zahovic und Carboni im Spiel. Nachdem Linke den insgesamt 16. Elfer verwertet hatte, hielt der glückliche Bayern-Goalie im Duell mit dem Argentinier Pellegrino. Wer, wie viele Experten, ein über 90 Minuten von Taktik geprägtes Spiel erwartet hatte, den erlöste Schiedsrichter Dick Jol schon nach rund einer Minute. Der Niederländer sah bei einem Getümmel im Bayern-Strafraum ein Handspiel des am Boden liegenden Andersson und gab Elfmeter. Eine harte Entscheidung, doch Mendieta nahm das Geschenk an. Der Valencia-Kapitän verwertete mit einem Flachschuss ins linke Eck sicher (3.). Scholl versagten die Nerven Beim ersten Elfmeterpfiff stand den Spaniern noch das Glück zur Seite. Auch beim nächsten Penalty nur vier Minuten später. Nach einer Attacke von Angloma, fiel Effenberg im Strafraum geschickt und Schiedsrichter Jol entschied wieder auf Strafstoß, doch Scholl hatte nicht die Nerven. Er schoss mitten aufs Tor und direkt Canizares an. In der Pause allerdings brachte Bayern-Trainer Ottmar Hitzfeld den Ex-Rapidler Carsten Jancker für Sagnol, und der lange Stürmer sorgte nur wenig später für den Umschwung. Bei einer hohen Flanke von Elber in den Strafraum bedrängte Jancker seinen Bewacher Carboni, der mit der Hand den Ball traf. Jol zögerte keine Sekunde, neuerlich auf den Punkt zu zeigen. Effenberg übernahm die Verantwortung und verwertete den Elfmeter sicher zum 1:1-Ausgleich (50.). Kaum Torchancen in der regulären Spielzeit und der Verlängerung Damit begann das Spiel praktisch neu und so, wie es schon von Beginn weg befürchtet worden war. Es regierte die Taktik, die Sicherheit, die Defensive. Es begann das Warten auf den einen entscheidenden Fehler des Gegners. Vergeblich. Zahovic, der gegen Torhüter Kahn den kürzeren zog (88.), Jancker mit einem Fernschuss in der Nachspielzeit hatten jeweils die Chance zur Entscheidung in der regulären Spielzeit. Auch in der Verlängerung gingen beiden Teams leer aus, also musste ein Eflmeter-Krimi entscheiden. Mit dem besseren Ende für die Bayern. (APA/red)
  • FC Bayern München - FC Valencia 1:1 (0:1)
    nach Verlängerung Mailänder Meazza-Stadion, 74.000 Zuschauer (ausverkauft), Referee Dick Jol (NED)

    Torfolge: 0:1 ( 3.) Mentieta (Handelfer) 1:1 (50.) Effenberg (Handelfer)

    Bayern: Kahn - Kuffour, Andersson, Linke - Sagnol (46. Jancker), Effenberg, Hargreaves, Lizarazu - Salihamidzic, Elber, Scholl

    Valencia: Canizares - Angloma, Ayala (90. Djukic), Pellegrino, Carboni - Mendieta, Baraja, Aimar (46. Albelda), Kily Gonzalez - Carew, Sanchez (66. Zahovic)

    Gelbe Karten: Andersson (38./Foul) bzw. Carboni (26./Spielverzögerung)

    Torfolge im Elferschießen:

    0:0 - Sergio über die Latte
    0:1 - Mendieta verwandelt
    1:1 - Salihamidzic verwandelt
    1:2 - Carew verwandelt
    2:2 - Zickler verwandelt
    2:2 - Zahovic scheitert an Kahn
    2:2 - Andersson scheitert an Canizares
    2:2 - Carboni scheitert an Kahn
    3:2 - Effenberg verwandelt
    3:3 - Baraja verwandelt
    4:3 - Lizarazu verwandelt
    4:4 - Kily Gonzalez verwandelt
    5:4 - Linke verwandelt
    5:4 - Pellegrino scheitert an Kahn